«Michail Gorbatschow hat Weltgeschichte geschrieben», hiess es in einer am Mittwoch veröffentlichen Erklärung Merkels. «Er hat vorgelebt, wie ein einzelner Staatsmann die Welt zum Guten verändern kann.» Sie habe die Nachricht von Gorbatschows Tod «mit grosser Trauer» vernommen, erklärte Merkel.
«Ohne den Mut des früheren Generalsekretärs des Zentralkomitees der KPdSU zu Glasnost und Perestroika, also zu Offenheit und Umbau, wäre auch die friedliche Revolution in der DDR nicht möglich gewesen», rief die Altkanzlerin in Erinnerung. «Ich kann noch heute die Angst nachspüren, die ich zusammen mit vielen Menschen in der DDR 1989 hatte, ob wie 1953 wieder Panzer rollen würden, als wir 'Wir sind das Volk' und später 'Wir sind ein Volk' riefen.» Doch diesmal seien keine Schüsse gefallen.
Gorbatschow habe sich «dem Ruf der Menschen nach Freiheit in der DDR» nicht entgegen gestellt. «Mehr noch, er liess zu, dass ein wiedervereinigtes Deutschland Mitglied der Nato werden konnte», erklärte Merkel. «Für mich unvergessen sind die Bilder der Begegnung von ihm mit Bundeskanzler Helmut Kohl im Kaukasus 1990, mit der die Einheit Deutschlands in Frieden und Freiheit zum Greifen nah wurde.»
«Michail Gorbatschow hat auch mein Leben grundlegend verändert», fügte Merkel hinzu. «Ich werde das nie vergessen.»
Die frühere Bundeskanzlerin nahm in ihrer Erklärung auch Bezug auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Sie äusserte die Hoffnung, dass die Erinnerung an Gorbatschows historische Leistung «gerade in diesen schrecklichen Wochen und Monaten des Krieges Russlands gegen die Ukraine ein Innehalten möglich machen».
Gorbatschow war am Dienstag in Moskau gestorben. Er hatte die Sowjetunion als deren letzter Präsident in den Jahren 1985 bis 1991 geführt - dabei setzte er sich für eine Entspannung mit dem Westen ein und machte dadurch unter anderem die Wiedervereinigung Deutschlands möglich.
(AFP)