Zwei Monate vor der Nationalratswahl in Österreich gerät Sebastian Kurz (32) unter Druck. Ein Video zeigt, wie ein Mitarbeiter kurz nach Bekanntwerden der Ibiza-Affäre heimlich fünf Festplatten schreddert. (BLICK berichtete) Nun bringt auch noch eine angebliche Enthüllungsplattform mit Sitz in Genf den Ex-Kanzler in Erklärungsnot.
Das ominöse «Zoom Institute» veröffentlichte am Montagmorgen den ersten Teil einer angeblich zwölfteiligen Recherche rund um den im Zuge der Ibiza-Affäre gestürzten Kanzler. Pikant: «Zoom» nährt auch den Mythos um ein angebliches Foto, das Sebastian Kurz beim Koksen zeigen soll.
Die Plattform verspricht Aufklärung über das «Bro-Netzwerk» von Kurz und dem Unternehmer Martin Ho. Die Recherchen hätten «in den vergangenen Monaten an den Tatort Pratersauna und den berüchtigten Club X geführt». Unter der Ankündigung: ein Teaser-Video mit schnellen Schnitten und Bildern von Drogen.
Was hat die Plattform angeblich herausgefunden?
«Das Bro-Netzwerk», der erste Teil der Recherche, beleuchtet Verbindungen zwischen dem Unternehmer Martin Ho und Sebastian Kurz. Die Webseite vermutet einen Zusammenhang zwischen exklusiven Partys und der Vergabe von Staatsaufträgen und Gefälligkeiten.
Eine Person aus dem Umfeld von Kurz selbst habe zudem Journalisten erzählt, das der israelische Politberater Tal Silberstein im Besitz eines Fotos sein soll, das den Ex-Kanzler beim Konsum von Kokain in den Räumlichkeiten von Martin Ho zeigt. Die Plattform-Betreiber veröffentlichten ebenfalls Nachrichten an Kurz, Ho und das Bundeskanzleramt. Ihre Anfragen blieben offenbar unbeantwortet.
Wer ist Tal Silberstein?
Ein israelischer Politikberater, der im Zuge der «Silberstein-Affäre» bekannt wurde. Er orchestrierte bei der Nationalratswahl 2017 eine Schmutzkampagne gegen den kandidierenden Sebastian Kurz – im Auftrag der damals regierenden Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ).
Wer ist Martin Ho?
Ho herrscht in Wien über ein ganzes Club- und Gastro-Imperium. Dazu gehört auch ein exklusiver Mitgliederclub, in dem Sebastian Kurz als Aussenminister regelmässig Gast gewesen sein soll. Den Ex-Kanzler kennt er nach eigenen Angaben von Partys. Bei einem Staatsempfang für den vietnamesischen Präsidenten durfte Ho neben Kurz stehen. Auf Instagram postete er im Juni unter dem Hashtag «brosbeforehoes» («Brüder vor Schlampen») ein peinliches Foto von sich und Kurz.
Für den Jungunternehmer Ho sei Anerkennung alles, wie die «Zeit» in einem ausführlichen Porträt schreibt. Er ist gleich alt wie Sebastian Kurz, wurde in Vietnam geboren und wuchs in Wien auf.
Was ist das «Zoom Institute»?
Die Plattform sieht sich selbst als journalistisches Projekt und will «tiefgehende Recherche und fundierte Analyse» liefern – insbesondere zu Österreich. Auf der Webseite steht: «Medieninhaber und Herausgeber von Zoom ist das Zoom Institute for Research and Analysis, eine Körperschaft gemäß Artikel 60 ff. des Schweizerischen Zivilgesetzbuches mit Sitz in Genf.» Damit hat die Plattform offenbar Vereinsstatus. Im Handelsregister findet sich online kein Eintrag – hier muss der Verein nur eingetragen sein, wenn er gewerblich tätig ist.
Wer steckt hinter «Zoom»?
Weder auf Twitter noch auf der Webseite steht, wer dahinter steckt. Ein Impressum fehlt. Ob Schweizer an dem Projekt beteiligt sind, ist unklar. Ein Screenshot, den die Seite zu ihren Finanzen veröffentlicht, zeigt Schweizer Franken als «Hauptwährung» an.
Die ÖVP vermutet die politische Konkurrenz hinter dem Portal. Für ÖVP-Generalsekretär Karl Nehammer werden «Erinnerungen an die Methoden von Tal Silberstein und der SPÖ aus dem Jahr 2017 wach». Er zeigte sich empört, dass «unter dem Deckmantel der Anonymität ein vermeintliches Schweizer Institut Unwahrheiten und Unterstellungen verbreitet, nur mit dem Ziel, Sebastian Kurz zu schaden».