Anführer Bachmann tritt zurück wegen Hitler-Foto
Pegida vor den Ende?

Gerade wurde die Pegida ein bisschen salonfähig, doch der Gründer Letz Bachmann verpatzte den Neuaufbruch. Auf Facebook zeigt er sich als Adolf Hitler und provoziert mit weiteren Einträgen.
Publiziert: 21.01.2015 um 17:22 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 18:15 Uhr
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«Flüchtlinge willkommen», steht auf einem Tuch, das Anti-Pegida-Demonstranten in Dresden hochhalten.
Foto: Reuters
Von Guido Felder

Islam-Hasser, rechtsextrem, fremdenfeindlich, primitiv: Sympathisanten von Pegida haben keinen guten Ruf. Doch die Bewegung, deren Name die Abkürzung ist von «Patriotische Europäer gegen Islamisierung des Abendlandes», bestritt stets jede Nähe zu Rechtsaussen. Und jetzt das: Ausgerechnet der schillernde Gründer von Pegida, der Dresdner Aktivist Lutz Bachmann, leistet sich die ultimative Peinlichkeit: Er posiert auf Facebook als Adolf Hitler!

Als das auffliegt, weiss auch Bachmann sofort, was das bedeutet. «Ja, ich trete zurück», bestätigte er gegenüber der «Bild»-Zeitung im Anschluss an eine Vorstandsversammlung von Pegida. Bachmann wird auch mit Einträgen auf Facebook konfrontiert, in denen er Asylbewerber als «Viehzeug» und Muslime als «Kameltreiber» verunglimpft hatte. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen Volksverhetzung.

Immerhin gibt Bachmann bekannt: «Ich entschuldige mich aufrichtig bei allen Bürgern, die sich von meinen Postings angegriffen fühlen. Es waren unüberlegte Äusserungen, die ich so heute nicht mehr tätigen würde.» Das darf man ihm glauben. Denn der PR-Motor von Pegida lief sich gerade schön warm. Lutz Bachmann ist ein vorbestrafter Einbrecher – aber auch ein mit Orden ausgezeichneter Fluthelfer. Und er wollte endlich seine Bewegung aus der Schmuddelecke holen.

Keine aussichtslose Sache, denn laut einer Studie der Technischen Universität Dresden ist die Pegida-Anhängerschaft bürgerlicher als erwartet. So etwa stammt der «typische» Demonstrant aus der Mittelschicht, ist gebildet und verdient überdurchschnittlich. Er ist vor allem unzufrieden mit der Europa-Politik, nicht einfach sauer auf Ausländer und Muslime.

Nach dem «Charlie Hebdo»-Anschlag in Paris und Verhaftungen in Europa zeigten auch etablierte Politiker Verständnis für Pegida. Wolfgang Bosbach (CDU) – immerhin Vorsitzender des Bundestags-Innenausschusses – stellte fest: «Notwendige Debatten über Fehler bei der Zuwanderung wurden viel zu schnell abgewürgt und die Kritiker stigmatisiert.»

Auch Thilo Sarrazin, Ex-SPD-Politiker und Erfolgsautor («Deutschland schafft sich ab»), widerspricht Kanzlerin Angela Merkels Integrationspolitik. «Der Islam gehört nicht zu Europa», findet er und warnt vor Parallelgesellschaften mit Leuten, die westliche Werte nicht teilen. «Ich teile viele Sorgen, die aus dem Kreis der Demonstranten geäussert werden.»

Fragt sich, ob Pegida diesen Goodwill verspielt hat. Dabei sollte gestern ein grosser Abend werden für die Bewegung. Die Demo in Dresden war abgesagt worden – wegen Bombendrohungen aus der islamistischen Ecke. Die Retter des Abendlandes versammelten sich darum in Leipzig, unter dem Namen Legida.

Bis Redaktionsschluss waren laut Schätzungen wiederum Zehntausende auf der Strasse: Pegida-Anhänger – und Gegendemonstranten.Bachmanns Hitler-Flop hat den Neuaufbruch verpatzt. Ab heute werden die etablierten Parteien sich distanzieren. Pegida ist wieder allein unterwegs.

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