Darum gehts
- Elf Menschen wurden getötet – Tat ist der schlimmste Massenmord in Schwedens Geschichte, 35-Jähriger wird verdächtigt
- Täter lebte zurückgezogen, änderte vor acht Jahren plötzlich seinen Namen
- Angehörige berichten von einem Persönlichkeitswandel, mentalen Problemen
Rickard A.* (†35) steht unter Verdacht, den möglicherweise schlimmsten Massenmord in der Geschichte Schwedens begangen zu haben. Gegen 12.30 Uhr am Dienstag betrat der Schütze die Risbergska Schule in Örebro und feuerte mehrere Schüsse auf Schüler und Lehrer ab. Insgesamt verloren elf Menschen ihr Leben – inklusive des Schützen, wie die Polizei am Abend im Rahmen einer Pressekonferenz mitteilte.
Nun kommen immer mehr Details über den Mann ans Licht. Er soll ein Jagdgewehr als Waffe verwendet haben, für die er eine Genehmigung besass. Während der Tat soll er insgesamt drei Gewehre und ein Messer bei sich getragen haben. Nach dem Amoklauf stürmte die Polizei eine Adresse in der Innenstadt von Örebro, wo der Täter gelebt haben soll. Die Beamten beschlagnahmten Computer und Mobiltelefone. Weitere Informationen über den Mann gaben die Beamten nicht bekannt.
«Er schien Menschen nicht zu mögen»
Wie mehrere schwedische Medien übereinstimmend berichten, lebte der mutmassliche Schütze sehr zurückgezogen. Mit Anfang 20 soll er aus seinem Elternhaus ausgezogen sein. Vor acht Jahren änderte er dann plötzlich seinen Namen – von Jonas S.* auf Rickard A.*. Er nahm den Nachnamen an, den sein Vater vor der Heirat getragen habe, wie er gegenüber Steuerbehörden erklärte. Die Namensänderung hat die Polizei bisher nicht bestätigt. Seit 2015 soll er kein Einkommen gehabt haben.
Die Angehörigen zeichnen das Bild eines Einzelgängers, der sich immer weiter von Familie und Freunden entfernt hatte. «Wir hatten in den letzten Jahren nicht viel Kontakt mit ihm. Als Kind war er anders, lebhaft. Er war gut in der Schule. In den vergangenen Jahren hat er es nicht leicht gehabt», sagt ein Angehöriger.
«Es ist unvorstellbar und schrecklich, was passiert ist. Und warum er zehn Leute mitnehmen wollte, verstehe ich nicht», so ein enger Verwandter des Todesschützen zu «Expressen». Die Zeitung veröffentlichte ein Bild des Mannes, welches ihn zu Schulzeiten zeigt. Sie hatten sich zuletzt am 35. Geburtstag des mutmasslichen Amokläufers gesehen. Das Weihnachtsfest hatte A. nicht mit der Familie verbracht. «Ihm ging es psychisch nicht gut», so der Angehörige.
Polizei schliesst Terrormotiv aus
Ein Bekannter pflichtet den Schilderungen bei: «Er war sehr oft alleine und hatte Probleme mit seiner mentalen Gesundheit. Er scheint Menschen nicht zu mögen.»
Ehemalige Mitschüler bescheinigen ihm eine soziale Phobie. Eine Person, die mit ihm in Örebro zur Schule ging, beschrieb ihn als «extrem seltsam». Sie habe «ein bisschen Angst» vor ihm gehabt. «Er blieb die ganze Zeit für sich.»
Die Polizei glaubt derweil nicht, dass der Täter ein ideologisches oder terroristisches Motiv verfolgte. «Nach den derzeitigen Ermittlungs- und Geheimdienstinformationen liegen keine Anhaltspunkte dafür vor, dass der Täter aus solchen Gründen gehandelt hat», sagt Polizeisprecher Gabriel Henning.
* Name bekannt