Amerika streitet nach Charleston
Wie rassistisch ist diese Flagge?

Die Fahne muss weg! Das fordern Politiker nach dem Massaker von Charleston. Walmart hat bereits reagiert und alle Produkte aus den Regalen genommen. Doch was hat es mit der Flagge auf sich, die momentan in aller Munde ist?
Publiziert: 23.06.2015 um 18:38 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 03:37 Uhr
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Um diese Flagge geht es: die Flagge der Konföderierten vor dem Kapitol in Charleston.
Foto: Keystone

In den USA gibt es nur noch ein Thema: die Flagge der Konföderierten Staaten. Konkret geht es um die Südstaaten-Flagge, die vor dem Kapitol in Charleston hängt. Auf einer abstrakteren Ebene geht es um Rassismus, Unterdrückung, Geschichte und Tradition.

Die Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, fordert nach dem Massaker von Charleston, dass man die Flagge abnimmt. Unterstützer lassen nicht lange auf sich warten. Vor allem die republikanischen Präsidentschaftskandidaten nutzen den Moment, um sich zur Flaggen-Debatte zu äussern. Jeb Bush sagt ihr auf Twitter Unterstützung zu, Mick Huckabee und George Pataki äussern sich ebenfalls dazu.

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Doch worum geht es eigentlich? Die Debatte über das Aufhängen der Südstaaten-Flagge in öffentlichem Raum wird seit dem Ende des Sezessionskrieges (1861–1865) immer wieder geführt. Der Auslöser für die aktuelle Debatte war das Massaker von Charleston, bei dem Dylann Roof (21) neun Menschen kaltblütig erschossen hat. Auf Fotos ist der junge Mann mit einer Flagge der Konföderierten zu sehen.

Für viele ist das die Bestätigung dafür, dass es sich bei der Flagge um ein Symbol für Rassismus, Hass und Sklaverei handelt. Doch für viele präsentiert die Konföderierten-Flagge einfach nur die Geschichte und die Kultur der Südstaaten.

Es stellt sich die Frage, ob die Flagge noch für dieselben Werte steht wie vor 150 Jahren. Damals proklamierten Südstaatler, dass der «Neger» dem Weissen nicht gleich sei. Versklavung und Unterdrückung sei ein «natürlicher und normaler Zustand», sagte der Vizepräsident der Konföderierten, ­Ale­xander Stephens, kurz vor dem Sezes­sionskrieg.

Und auch die Ideologie hinter der Flagge ist eine rassistische. «Als Volk kämpfen wir für die Aufrechterhaltung der von Gott auferlegten Überlegenheit des weissen Mannes über die minderwertige farbige Rasse», schrieb der Designer der Flagge, William Thompson, einst.

Auch heute verwenden Rassisten die Flagge noch. Verschiedene Instanzen des Ku-Klux-Klans benutzen das Kreuz mit den weissen Sternen.

Auf der anderen Seite hat der Staat Mississippi das Andreaskreuz heute noch in der Flagge. Allerdings führt auch das immer wieder zu Diskussionen. Der Staat Georgia verbannte das Südstaaten-Kreuz 2001 aus der Flagge.

Für die Südstaatler drückt die Flagge nicht Rassenhass aus. Es ist viel mehr Ausdruck der Rebellion. Die «Rednecks» wollen die Gefallenen mit der Flagge ehren. Und auch über die US-Grenzen hinaus, in Rock ’n’ Roll- und Hillbilly-Szenen, ist das Symbol beliebt. Dort hat es viel mit Nostalgie und dem Südstaaten-Chic zu tun.

Fakt ist: Dylann Roof war in Besitz der Flagge. Er wollte einen Rassenkrieg auslösen. Gelungen ist ihm das nicht. Die Rassismus-Diskussion ist zwar einmal mehr entbrannt. Doch statt auf die unfassbare Gewalttat mit Gegengewalt zu antworten, reagierten die Familienmitglieder der Opfer, wie es wohl kaum einer erwartet hätte: Sie haben Dylann Roof verziehen. (kab)

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