New York ist ab Freitag Schauplatz eines Wirtschaftsprozesses mit gigantischer Schadenersatzforderung. Auf der Anklagebank: Radovan Vitek (48), bekannt als Skilift-Erpresser vom Wallis. Vorwurf: Betrügereien mit Schaden von über einer Milliarde Dollar.
In der Schweiz wurde der reiche Tscheche – sein Vermögen wird auf 3,25 Milliarden geschätzt – bekannt, als er in Crans-Montana VS massiv investierte und 2014 die Bergbahnen übernahm. Wegen eines Streits um einen Gemeindebeitrag stellte der rüpelhafte Geschäftsmann die Anlagen im April 2018 kurzerhand ab, auch das Parkhaus Signal schloss er.
Walliser ermitteln
Im Wallis läuft gegen Vitek seit einiger Zeit eine Untersuchung. Es geht um die Kapitalerhöhung und den Verkauf von Aktien im Zusammenhang mit den Bergbahnen von Crans-Montana. Staatsanwalt Nicolas Dubuis sagt gegenüber BLICK: «Die Untersuchung durch die Finanzabteilung der Kantonspolizei läuft immer noch.»
Vitek geschäftet nicht nur im Wallis. Nachdem er sich bei der Privatisierung des tschechischen Staatsvermögens einen fetten Gewinn herausgezogen hatte, kaufte er mit seiner Czech Property Investments (CPI) europaweit Hotels, Shoppingzentren und andere Liegenschaften zusammen. Die CPI-Gruppe gilt als zweitgrösste Eigentümerin von Wohnungen in Tschechien, ihre Immobilien haben einen totalen Wert von knapp neun Milliarden Franken.
Happige Anklage
Bei seinen Investitionen soll nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein. Die New Yorker Firma Kingstown Capital Management LP hat den Tschechen deswegen in den USA vor Gericht gezogen. In der 112-seitigen Anklageschrift, die BLICK vorliegt, wirft sie dem Milliardär vor, während über zehn Jahren Geschäftspartner um über eine Milliarde Dollar betrogen zu haben. «Er machte sich auf Kosten seiner Geschäftspartner zum Multimilliardär», heisst es in der Anklageschrift.
Hauptsächlich geht es um einen Fall, den die Firma Orco in Luxemburg betrifft. Nachdem Kingstown Capital eine wesentliche Beteiligung an dieser Immobiliengruppe übernommen hatte, habe Vitek mit einer Reihe von Scheinfirmen und Strohmännern heimlich die Kontrolle über Orco an sich gerissen. Zu diesen Strohleuten habe auch seine Mutter Milada Mala (72) gehört.
Antrag auf Geschworenengericht
Kingstown-Anwalt Matthew L. Schwartz, Partner bei der New Yorker Kanzlei BSF, sagt zur Klage: «Sie legt sorgfältig die Existenz eines massiven, jahrzehntelangen betrügerischen Systems offen.» Er beantragt, den Fall vor einer Jury auszubreiten. Schwartz zu BLICK: «Wir freuen uns, die Ansprüche unserer Kunden vor einem New Yorker Geschworenengericht zu beweisen.»
Die Kläger fordern als Wiedergutmachung das Dreifache des beklagten Schadens, also rund drei Milliarden Dollar!
«Anschuldigungen sind haltlos»
David Greenbaum, Finanzchef der CPI Property Group SA mit Sitz in Luxemburg, sieht dem Prozess gelassen entgegen, wie er gegenüber BLICK beteuert. Die gleichen Leute würden Vitek seit Jahren rechtlich verfolgen und alles unternehmen, um ihm und seinem Unternehmen zu schaden. Greenbaum: «Alle Anschuldigungen gegenüber Herrn Vitek und CPI sind haltlos und werden vor Gericht entschieden angefochten. Wir werden nicht mit Erpressern zusammensitzen und verhandeln.»
Kläger fordern drei Milliarden
Der Prozess beginnt am Freitag am US District Court for the Southern District of New York, nachdem er – auf Antrag der Angeklagten – schon zweimal verschoben worden war. Radovan Vitek selbst wird kaum anwesend sein, da es am Eröffnungstag lediglich darum geht, den Prozessverlauf festzulegen und über die Einsetzung eines Geschworenengerichts zu entscheiden.
Beide Parteien sind in Kampfbereitschaft: Es könnte einen langen Rechtsstreit geben.