Auf einen Blick
- Angela Merkel stellt ihre Autobiografie in Zürich vor
- Hazel Brugger moderiert die Lesung der ehemaligen Bundeskanzlerin
- Merkels Memoiren umfassen 736 Seiten und wurden 600'000 Mal verkauft
16 Jahre regierte CDU-Bundeskanzlerin Angela Merkel (70) Deutschland. 2021 zog sie sich aus der Politik zurück. Ende November 2024 erschien ihre Autobiografie «Freiheit. Erinnerungen 1954 – 2021». Dieses Werk stellt sie nun erstmals auch dem Schweizer Publikum vor.
Um 16 Uhr wird die 70-Jährige in der Buchhandlung beim Zürcher Volkshaus eine Signierstunde halten. Später kommen jene, die ein Ticket ergattern konnten, auch noch in den Genuss einer Lesung. Beide Programmpunkte sind restlos ausverkauft. Ein weiteres Highlight: Die abendliche Lesung wird von der Schweizer Komikerin Hazel Brugger (31) moderiert. Brugger wird im Mai auch das Finale des Eurovision Song Contests (ESC) moderieren.
In die Schlange vor der Buchhandlung hat sich auch SVP-Nationalrat Andreas Glarner (62) gestellt. «Ich bin ein riesiger Bücher-Fan und ich finde es immer schön, wenn so etwas signiert ist», sagt Glarner zu Blick. Glarner räumt aber auch ein: «Ich bin jetzt nicht unbedingt der Angela-Merkel-Fan. Schliesslich war ihre Politik desaströs für Deutschland.» Weil er jedoch ein Bücher-Fan sei und ihre Memoiren angefangen habe zu lesen, möchte er sich die Gelegenheit einer Signatur nicht entgehen lassen. Im Buch selber sei er noch nicht allzu weit gekommen. «Ich habe 3000 Bücher zu Hause», so der Politiker.
Blick-Reporterin schildert Eindrücke
Thierry Vemmemann (23) aus Zürich zeigt Blick nach seinem Besuch in der Buchhandlung stolz Merkels Unterschrift. «Ich wollte die Chance nutzen und sie live sehen. Es war sehr schön, aber kurz. Sie war sehr sympathisch und hat gelacht», so der junge Mann.
Nach der Signierstunde machte sich Angela Merkel, eingepackt in eine dicke Winterjacke, auf den Weg ins Volkshaus. «Das war die wohl zeiteffizienteste und organisierteste Signierstunde, die ich je besucht habe», schildert Blick-Reporterin Patricia Broder den Anlass. «Rein kam nur, wer ein Ticket hatte. Nach einem obligatorischen Taschencheck wird man zur Kasse geführt, dort kauft man die Biografie für 55 Franken. Dann weiter zum verdeckten, von vier Sicherheitsbeamten bewachten Bereich. Dort an einem Tisch mit mehreren Bücherstapel sitzt eine gut gelaunte Angela Merkel. Alle Anwesenden sind ehrfürchtig still. Für Smalltalk keine Zeit, die Altkanzlerin lächelt souverän, so kennt man Merkel aus dem Fernsehen. Sie signiert und überreicht das Buch. Dann wird man sanft herausgeführt. Ein Erlebnis von Sekunden.»
Bei der Lesung ist auch Ex-SRF-Moderator Kurt Aeschbacher (76) vor Ort. Gegenüber Blick erklärt er, es nehme ihn Wunder, wie eine Politikerin wie Merkel, die Europa über Jahre geprägt hat, zurückschaue. «Ich erwarte eine gewisse Selbstkritik, aber ich nehme an, sie wird nicht kommen», so Aeschbacher. Er sei gekommen, um sie live zu erleben – trotz «aller kritischen Gedanken, die ich ihr gegenüber habe.»
«Das ist wirklich phänomenal»
Merkel verfasste ihre Memoiren gemeinsam mit ihrer langjährigen Büroleiterin Beate Baumann (61). Das Buch umfasst 736 Seiten und ist nach Angaben des Verlags Kiepenheuer & Witsch weltweit in 30 Ländern erschienen. «In Deutschland haben wir bis Weihnachten 600'000 Exemplare verkauft. Das ist wirklich phänomenal», betonte Verlegerin Kerstin Gleba in einer Stellungnahme.
Das Buch handelt von Merkels Kindheit, ihrer Jugend und ihrem Studium in der DDR. Auch das dramatische Jahr 1989, in dem die Mauer fiel und ihr politisches Leben begann, nimmt in dem Buch eine prominente Rolle ein. Verschiedenste Krisen, wie die Migrationskrise 2015/2016 oder die Weltwirtschaftskrise 2007/2008 erhalten ebenfalls einen Platz in dem Werk. Zudem schildert die ehemalige Bundeskanzlerin auch ihre Sicht auf die Euro- und Ukrainekrise.
Merkel wuchs in der DDR auf, studierte Physik und engagierte sich seit der Zeit des politischen Umbruchs im Osten Deutschlands politisch. 1990 wurde sie in den Bundestag gewählt. Sie war Frauen- und später Umweltministerin. Von 2000 bis 2018 führte sie die CDU, von 2005 bis 2021 war sie Bundeskanzlerin.