US-Präsident Joe Biden (80) schloss sich am Dienstag streikenden Autoarbeitern im Bundesstaat Michigan an. Eine Premiere für einen amtierenden US-Präsidenten. Die Autoarbeiter kämpfen seit Wochen für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen in grossen Autokonzernen.
Am Mittwoch soll auch Präsidentschaftskandidat Donald Trump (77) am Protestort auftauchen. Die Arbeiter sehen dem hohen Besuch der beiden Männer jedoch mit wenig Begeisterung entgegen. «Uns wäre es viel lieber, wenn keiner von ihnen auftauchen würde», sagte ein Arbeiter. «Wir wollen die Menschen nicht spalten, und wenn man die Politik ins Spiel bringt, führt das zu einem Streit», erklärte er weiter.
Amtierender Präsident macht historischen Schritt
«Sie kommen hierher, machen sich ein Bild und sagen, dass sie uns unterstützen, aber tun sie das wirklich?», sagte ein Arbeiter, der schon seit 28 Jahren in seinem Betrieb arbeitet.
Während US-Gesetzgeber - und Präsidentschaftskandidaten - häufig an Streiks teilnehmen, um ihre Solidarität mit den amerikanischen Arbeitnehmern zu bekunden, gilt es als beispiellos, dass ein amtierender Präsident dies tut.
Trump beschreibt Besuch als von ihm «provoziert»
Das Weisse Haus kündigte Bidens Besuch bei den Autoarbeitern in der vergangenen Woche an, kurz nachdem Trump angekündigt hatte, die Präsidentschaftsdebatte der Republikaner am 27. September in Kalifornien ausfallen zu lassen, um Detroit, das Zentrum der US-Fahrzeugproduktion, zu besuchen.
Für Trump ist dieser Besuch ein gefundenes Fressen: «Ich habe den Besuch des Präsidenten provoziert», schrieb er in den sozialen Medien.
Biden und Trump buhlen um die Wähler im «Rust Belt»
Der amtierende Präsident und Trump scheinen sich gleichermassen auf den sogenannten «Rust Belt» zu konzentrieren, wo die Autoarbeiter eine besonders wichtige Wählergruppe für die anstehenden US-Wahlen bilden. Während die Automobilarbeiter 2020 noch klar Biden unterstützt haben, sei die Situation bei den Wahlen 2024 nicht ganz so eindeutig. Laut der Gewerkschaft müsse man sich die Unterstützung der Arbeiter erst «verdienen».
Bidens Besuch an der Streikpostenkette erfolgt auch vor dem Hintergrund, dass sich seine Regierung für eine verstärkte Produktion von Elektrofahrzeugen in den USA einsetzt - ein Grund zur Sorge für die Gewerkschaftsmitglieder. Diese befürchten, dass für den Bau von Elektrofahrzeugen, weniger Arbeitskräfte benötigt werden und diese in nicht gewerkschaftlich organisierten Fabriken zu wesentlich niedrigeren Löhnen hergestellt werden könnten. (ene)