Alleine in den USA
Acht Selbstmord-Crashs in 10 Jahren

Sind beim Germanwings-Absturz 149 Menschen gestorben, weil einer gehen wollte? Vieles deutet darauf hin. Aber das Thema ist heikel. Ähnliche Fälle sind rar.
Publiziert: 26.03.2015 um 18:51 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 10:49 Uhr
Angehörige der Germanwings-Opfer nehmen Abschied: Blumen und Briefe am Flughafen in Düsseldorf.
Foto: Keystone

Co-Pilot Andreas Lubitz (†28) brachte die Germanwings-Maschine zum Absturz. Alleine im Cockpit, manipulierte er den Autopiloten. Der Airbus A320 zerschellte in den französischen Alpen. Mit Lubitz starben am Dienstag 149 Menschen. Die plausibelste Erklärung laut Staatsanwaltschaft: ein Selbstmord!

Die Tragödie erinnert an einen Vorfall von November 2013. Damals hatte sich ein Pilot eines Passagierjets aus Mosambik im Cockpit verbarrikadiert und das Flugzeug über Namibia abstürzen lassen. Auf dem Sprachrekorder war das verzweifelte Klopfen des ausgesperrten Co-Piloten zu hören. Der Leiter des Mosambikanischen Instituts für zivile Luftfahrt sagte damals, der Pilot habe den Autopiloten auf eine Weise manipuliert, die seine «klare Absicht» zeige, das Flugzeug abstürzen zu lassen. Damals starben 33 Menschen.

Erweiterte Suizide sind in der Aviatik ein Tabu-Thema.

«Selbstmorde mit Flugzeugen sind tragische, geplante Ereignisse, die kaum vorhersehbar sind und die man schwer vermeiden kann», hiess es in einem Report der amerikanischen Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) 2014.

Für eine Studie untersuchte die Behörde 2758 Flugzeugabstürze, die sich zwischen 2002 und 2012 in den USA ereignet hatten. Lediglich acht davon (0,3 Prozent) gingen auf Selbstmord zurück. Suizide im Cockpit seien selten, folgerte die FAA und relativierte sogleich: Selbstmorde würden «höchstwahrscheinlich» nicht immer gemeldet. Mehrere Fälle bestätigen diesen Verdacht.

Das Wort «Selbstmord» tauchte im Bericht nicht auf

So stürzte 1999 eine Maschine der EgyptAir vor der Küste Massachussets ins Meer. Die Transportsicherheitsbehörde kam zum Schluss, dass das Vorgehen des Co-Piloten den Absturz von Flug 990 und damit den Tod aller 217 Menschen an Bord verursacht hatte. Doch im Abschlussbericht der US-Ermittlungsbehörden tauchte das Wort «Selbstmord» nicht auf.

Die Ermittler schrieben, das Motiv für sein Handeln sei «nicht feststellbar» gewesen. Weiter heisst es, Co-Pilot Gamil Al-Batuti habe den Autopiloten ausgeschaltet, als er sich allein im Cockpit befand. Dann habe er die Maschine bodenwärts gedreht und elfmal die Worte «Ich verlasse mich auf Gott» gesprochen.

Die ägyptischen Behörden schlossen die Vorstellung eines Selbstmords sogar rundweg aus und bestanden darauf, dass ein technischer Defekt das Unglück verursacht habe.

Keine schlüssigen Erkenntnisse

Der Aufprall einer Maschine der SilkAir, einer Tochter von Singapore Airlines, stellte die Behörden vor ein ähnliches Dilemma im Umgang mit der Wahrheit. US-Ermittler fanden heraus, dass die Boeing 737 auf ihrem Flug von Jakarta nach Singapur 1997 absichtlich zum Absturz gebracht wurde und in einen Fluss stürzte - alle 104 Menschen an Bord kamen dabei ums Leben. Die Untersuchung der indonesischen Behörden kam derweil zu keiner schlüssigen Erkenntnis. (mad)

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