Auf einer nassen Wiese am Rande von Legnano kamen an einem feucht-kalten Apriltag des Jahres 1984 einige Männer mit grünen Halstüchern zusammen. Mit heiserer Stimme beschwor ihr Anführer Umberto Bossi diesen «heiligen Ort» der Niederlage des deutschen Kaisers Barbarossa. 817 Jahre später werde hier die zweite Lega Lombarda gegründet, so Bossi. Ihre Ziele: weg von Rom, dem von der Mafia dominierten Süden Italiens, raus aus der Europäischen Gemeinschaft. «Padania» würde der neue Staat heissen. Freiheit und Unabhängigkeit den Lombarden! Nur wenige Jahre später hatten seine Ideen auch die Köpfe der Veneter und der Piemontesen infiziert. Seit 1989 heisst sie Lega Nord.
Politbeobachter sehen «Padania» als Blaupause zur Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien. Der Schweizer Politologe Michael Hermann jedenfalls spricht in beiden Fällen von einem «Aufstand der Wohlhabenden». In einer Woche nun stimmen auch die Norditaliener ab. Nicht für die Unabhängigkeit, aber für deutlich mehr Autonomie gegenüber der Zentralregierung in Rom. Das Ergebnis der Befragung in den Regionen Lombardei und Venetien ist nicht verbindlich. Ziel der beiden von der Lega Nord regierten Regionen ist, nach dem Referendum Verhandlungen mit der Regierung in Rom aufzunehmen, um die regionalen Kompetenzen auszudehnen.