Die AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel ist auch in der Schweiz keine Unbekannte. Die 38-jährige Deutsche lebt zumindest zeitweise hier im Land, ist hier ordentlich gemeldet und hat in der Stadt Biel sogar einen Briefkasten mit ihrem Namen angeschrieben (BLICK berichtete).
Doch die Rechtsaussen-Politikerin scheint noch mehr Gefallen an der Schweiz gefunden zu haben. Offenbar haben es ihr auch die Methoden eines hiesigen Politikers angetan.
Alle gegen Weidel in der Talk-Runde
In Deutschland geht der Wahlkampf derzeit in die heisse Phase. Gerade während Diskussionsrunden im Fernsehen kann es da schon mal hitzig zu und her gehen. So auch am Dienstagabend in der Sendung «Wie geht's, Deutschland?» im ZDF, wo Weidel zusammen mit anderen Politikern zu Gast war.
Das Hauptthema in der Runde ist – wenig überraschend – die Flüchtlingspolitik im Land. Die Debatte wird engagiert geführt, bloss auf die AfD-Politikerin schiessen sich die anwesenden Gäste immer wieder gemeinsam ein. Das geht lange gut, bis ein Begriff Weidels Kragen platzen lässt.
Der CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer fordert Weidel direkt hinaus und will von Björn Höcke eine Distanzierung. Dieser ist ebenfalls AfD-Mitglied, fiel aber in der Vergangenheit wiederholt mit extrem fremdenfeindlichen Parolen auf. Scheuer sagt deshalb klar: «Für mich ist Höcke ein Rechtsradikaler.»
Zu viel für Alice Weidel. Kaum hat Scheuer seinen Satz zu Ende gesagt, packt sie ihre Notiz-Zettel, verlässt ihren Rednertisch und stürmt beleidigt aus dem ZDF-Studio. Zurück bleiben die verdutzten Gäste und eine sprachlose Moderatorin.
Wie einst Ueli Maurer
Der TV-Eklat sorgt in Deutschland gerade für viel Gesprächsstoff. In der Schweiz kennt man solche Szenen schon lange. Hier war es der damalige SVP-Parteipräsident Ueli Maurer, der im Jahr 1999 für einen legendären Abgang aus der Sendung auf Tele 24 gesorgt hatte.
Von Talkmaster Roger Schawinski war Maurer vor laufenden Kameras als «Parteipräsident von Blochers Gnaden» bezeichnet worden. Eine Bezeichnung, die sich der Politiker nicht gefallen liess. «Wenn Sie das Gefühl haben, mich anzünden zu müssen, können Sie die Sendung ohne mich machen», sagte Maurer kurz und knapp. Dann stand auch er auf und verschwand ohne weiteren Kommentar aus dem Studio.
In den deutschen Medien wird jetzt gerätselt, ob die Entrüstung Weidels möglicherweise ein Wahlkampf-Manöver gewesen sein könnte. Ein Ziel hat die AfD-Frau jedenfalls erreicht: Man redet wieder über sie. (cat)