Im Flüchtlingslager an der griechisch-mazedonischen Grenze harren zurzeit über 14’000 Migranten bei Regen und Kälte aus. Die Balkanroute ist auf Anordnung der EU geschlossen worden.
Viele Helfer sind vor Ort, welche die ankommenden Menschen betreuen. Einige dieser Freiwilligen treiben ihre Hilfe aber offenbar auf die Spitze: Aktivisten versuchen, den Migranten geheime Wege nach Europa zu weisen.
Auf Flugblättern in arabischer Schrift stifteten Unbekannte die Migranten zur illegalen Weiterreise an: «Wer bleibt, wird in die Türkei gebracht. Wer ungesetzlich nach Europa weitergeht, kann in Deutschland bleiben.» Gleichzeitig war auf den Flugblättern ein Fluchtweg eingezeichnet, der durch den eiskalten Grenzfluss Suva Reka führt.
Zu einer auf dem Flyer festgehaltenen Zeit marschierten die Migranten Anfang Woche gemeinsam in Massen los und durchbrachen die Grenzsperren. Wie die österreichische Zeitung «Krone» berichtet, halfen deutsche und österreichische Aktivisten bei der Durchquerung des Gewässers.
Besonders tragisch: Auf diesem Weg starben zwei Männer und eine Frau. Die Afghanen ertranken im eiskalten Wasser. Dutzende Migranten wurden beim Durchbruch durch die mazedonische Grenzsperre verletzt.
Im Zuge des Dramas sind rund 80 Personen verhaftet worden. Darunter auch die österreichische Aktivistin Fanny Müller-Uri, die in einer Bildungswerkstätte der Grünen tätig war. Das berichten österreichische Medien.
Noch ist ungeklärt, welches Verschulden Müller-Uri und ihre Kollegen bei der Tragödie am Grenzfluss zwischen Griechenland und Mazedonien trifft.
Den Aktivisten werden grosse Vorwürfe gemacht. Die Flucht durchs Wasser sei inszeniert gewesen. Ein Polizist sagt anonym in der «Krone»: «Die Flüchtlinge wurden bei diesem Marsch in Idomeni bewusst in Lebensgefahr gebracht. Auf der anderen Seite des Flusses warteten TV-Teams und Journalisten.»
Vermutlich haben beim Durchbruch weniger als 300 Migranten die Weiterreise geschafft. Hunderte wurden von der mazedonischen Armee zurück nach Griechenland gebracht.
In der Zeitung «Kurier» sagt Müller-Uri: «Es kam mir so vor, als ging es einfach nur darum, uns festzuhalten, um die Flüchtlinge ungestört wieder nach Griechenland zurückschieben zu können. Wir warteten zwölf Stunden und mussten rund 300 Euro Strafe bezahlen, bis man uns schliesslich wieder in unser Quartier brachte.»
Zu den Flugblättern und Vorwürfen sagt sie: «Die Menschen, die hier verzweifelt festsitzen, brauchen solche Aufrufe nicht. Sie kennen den Weg nach Europa selbst, müssen das Risiko eingehen. Die Vorwürfe gegen Aktivisten sind somit abwegig.» (gf)