«Viele neue Kooperationsideen wurden entwickelt, viele gute Projekte der Vergangenheit auf neue Füsse gestellt», sagte sie nach ihrer Ankunft in der marokkanischen Hauptstadt Rabat, wo sie am Donnerstag Aussenminister Nasser Bourita treffen will. Mit einer gemeinsamen Erklärung wollen beide Seiten ein neues Kapitel in den bilateralen Beziehungen aufschlagen.
Der Streit um die Westsahara, eine dünn besiedelte Wüstenregion an der nordafrikanischen Atlantikküste, hatte die Beziehungen im vergangenen Jahr in eine tiefe Krise gestürzt. Auf dem Höhepunkt zog Marokko im Mai seine Botschafterin für mehrere Monate aus Berlin ab. Marokko warf Deutschland vor, sich feindselig zu verhalten. Das Auswärtige Amt wies die Anschuldigungen zurück.
Bereits im Februar hatten Baerbock und Bourita den Streit in einer Videokonferenz beigelegt. In einer anschliessenden Erklärung hiess es, man wolle wieder «an die besondere Qualität der bilateralen Beziehungen» anknüpfen. Diese Absichtserklärung soll nun mit Leben gefüllt werden.
Baerbock nannte ausdrücklich den Bereich der erneuerbaren Energien als Kooperationsfeld. «Aber auch darüber hinaus ist das Potenzial für mehr wirtschaftliche Zusammenarbeit und menschlichen Austausch riesig», sagte sie. «Im Interesse der Menschen in beiden Ländern wollen wir deshalb unsere Beziehungen wieder auf einen Kurs bringen, der diese Chancen voll aufgreift und nutzt.»
Marokko ist das afrikanische Land, das Europa geografisch am nächsten ist. An der engsten Stelle der Strasse von Gibraltar zwischen Spanien und Marokko sind beide Kontinente nur 14 Kilometer voneinander entfernt. Das Land ist ein Viertel grösser als Deutschland, hat aber weniger als halb so viele Einwohner (etwa 36 Millionen).
Seit dem Abzug der Spanier 1975 hält Marokko den grössten Teil der Westsahara besetzt, eine Zugehörigkeit zu seinem Staatsgebiet wird international aber nicht anerkannt. Die von Algerien unterstützte Befreiungsbewegung Polisario strebt dort seit Jahrzehnten nach Unabhängigkeit. Seit 1991 gilt ein Waffenstillstand, der von einer UN-Mission überwacht wird. Immer wieder kommt es zu Gefechten.
(SDA)