Die Taliban griffen am frühen Morgen einen Stützpunkt in der nördlichen Provinz Kundus an, wie ein Sprecher des Gouverneurs mitteilte. Etwa zeitgleich griffen die Taliban einen Stützpunkt des afghanischen Militärs in der Provinz Herat im Westen des Landes.
Dabei seien 17 Soldaten getötet worden, sagte ein Sprecher der Provinzregierung am Samstag. Mindestens 13 weitere wurden verletzt. Auch mehrere Taliban-Kämpfer starben demnach bei dem Angriff. Nach örtlichen Behördenangaben erbeuteten die Taliban bei dem Angriff auch Waffen. Die Miliz bekannte sich zu der Attacke in Herat.
Kurz darauf verkündeten die Taliban eine zeitlich befristete Waffenruhe zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan. Ihre Kämpfer seien angewiesen worden, Angriffe gegen afghanische Sicherheitskräfte während der ersten drei Tage des Eid-al-Fitr-Fests des Fastenbrechens zu stoppen.
Ausländische Truppen seien allerdings von der Feuerpause ausgeschlossen, der Kampf gegen sie gehe weiter, teilten die Taliban am Samstag in einer Stellungnahme mit. Sie würden sich auch gegen jeden Angriff verteidigen.
Eid al-Fitr ist das Fest des Fastenbrechens am Ende des Ramadans. Entscheidend für den Beginn ist, wann sich der Mond zuerst zeigt. Daher war nicht klar, wann genau die Waffen ruhen sollten. In afghanischen Kalendern ist der 15. Juni als Ende des Ramadans vermerkt.
Eid al-Fitr ist das wichtigste Fest für Muslime, bei dem sich die Familien zum Mahl versammeln. In Afghanistan besuchen die Menschen auch die Gräber ihrer getöteten Angehörigen. In der Vergangenheit hatten Taliban häufig während des Festes Menschenmengen angegriffen.
Dass die Extremisten nun zum Ende des Ramadans eine Feuerpause verkündeten, kommentierte die Regierung in Kabul zunächst nicht. Doch der afghanische Botschafter im Nachbarland Pakistan äusserte die Hoffnung, die Waffenruhe könne anhalten. Er hoffe, dass die Freude darüber, dass zum Eid-Fest kein afghanisches Blut vergossen werde, so gross sei, dass auch der Rest des Jahres zum afghanischen Eid-Fest erklärt werde.
Skepsis äusserte dagegen ein europäischer Diplomat. In wenigen Tagen werde die Einigkeit der Taliban auf die Probe gestellt. «Wenn die verschiedenen Gruppen sich nicht an die Feuerpause halten, dann werden die Angriffe weitergehen.»
Der afghanische Präsident Aschraf Ghani hatte am Donnerstag verkündet, die Feuerpause der Regierungstruppen währe bis zum 20. Juni. Sie solle ohne Vorbedingung für die Taliban gelten, nicht aber für andere militante Gruppen wie die Terrormiliz IS.
Ghani traf seine Entscheidung nach einem Treffen mit islamischen Geistlichen, die eine Waffenruhe mit den Taliban empfohlen und Selbstmordanschläge wie die des IS verurteilt hatten. Bereits im Februar hatte der Präsident den Taliban angeboten, sie als legitime politische Gruppe in einem Prozess anzuerkennen, der zu Gesprächen und zum Frieden nach 16 Jahren des Krieges führen könnte.
Die Taliban hatten 2001 nach erbitterten Kämpfen ihre Herrschaft verloren. Seither versuchen sie gewaltsam, das strikte islamische Recht wiederherzustellen.