Da verschwinden sie für immer, die sterblichen Überreste von Fidel Castro (†90). Sein Bruder Raúl hat den kubanischen Revolutionsführer am Sonntag in Santiago de Cuba beerdigt.
Auf dem Friedhof Santa Ifigenia soll er neben anderen Revolutionären die ewige Ruhe finden. Der für seine langen Ansprachen bekannte Castro ist verstummt, und das war an der einstündigen Zeremonie spürbar: Es gab keine Reden. Lauter war es am Friedhofs-Eingang: Dort riefen Tausende «Es lebe Fidel!», als der Jeep mit der Urne eintraf.
Am Mittwoch hatte Castros Urne in der Hauptstadt Havanna die Reise in das 950 Kilometer entfernte Santiago de Cuba angetreten und dabei mehrere Zwischenstopps eingelegt. Die Stadt im Südosten des Karibikstaates gilt als Wiege der Revolution von 1959. Dort hatten Fidel Castro und seine Gefährten 1953 mit dem Angriff auf die Moncada-Kaserne den ersten Anlauf zum Sturz des USA-hörigen Diktators Fulgencio Batista unternommen.
Raúl Castro will Erbe Fidels weiterführen
Bei einer grossen Trauerfeier auf dem Platz der Revolution in Santiago de Cuba versprach Staatschef Raúl Castro am Samstagabend, das Erbe seines älteren Bruders fortzuführen. «Wir schwören, das Vaterland und den Sozialismus zu verteidigen«, rief Castro, der 2006 die Amtsgeschäfte von seinem Bruder übernommen hatte. «Fidel! Fidel! Immer weiter bis zum Sieg!», sagte der 85-Jährige vor zehntausenden Menschen.
Viele schwenkten die kubanische Fahne und hielten Porträts des Revolutionsführers in den Händen. Andere waren in ihre Schul- oder Militäruniformen gekleidet. Fidel Castro habe «gezeigt, dass es möglich ist, jedes Hindernis zu überwinden«, um den Sozialismus in Kuba aufzubauen, sagte Raúl Castro weiter. Die Menge rief: «Raúl, mein Freund, das Volk ist mit Dir!»
Kein Personenkult vorgesehen
Raúl Castro sagte zudem, es sei der letzte Wunsch seines Bruders gewesen, dass kein «Personenkult» um ihn betrieben werde. Kubas Parlament werde sich bei seiner nächsten Sitzung um ein entsprechendes Gesetz kümmern. Sein Bruder habe darauf bestanden, dass nach seinem Tod «sein Name und sein Bild niemals für Institutionen, Plätze, Parks, Alleen, Strassen oder andere öffentliche Orte benutzt werden". Auch «Gebäude, Büsten, Statuen» oder Ähnliches lehne er ab.
Fidel Castro hatte Kuba 47 Jahre lang mit harter Hand regiert und dabei eine Isolation durch die USA durchgestanden und zahlreiche Attentatsversuche überlebt. 2006 zog er sich aus der aktiven Politik zurück und übertrug Raúl Castro die Macht. Sein Bruder leitete einen vorsichtigen Öffnungskurs ein und nahm diplomatische Beziehung zum Erzfeind USA auf.
Fidel Castro war äusserst umstritten. Für die einen war er ein Held, der Kuba befreit und viel sozialen Fortschritt gebracht hat. Für die anderen war er ein brutaler Gewaltherrscher, der Andersdenkende unterdrückte, keine freien Wahlen zuliess und weder Meinungs- noch Pressefreiheit gewährte. (sda/rey)