Abzug der US-Truppen aus Syrien
Trump lässt die Kurden fallen

Nach dem Rückzug der Amerikaner aus Syrien werden vermutlich sowohl Assad als auch die Türkei die Kurden angreifen. Das klarere Machtverhältnis könnte aber bald auch zu mehr Stabilität führen.
Publiziert: 16.04.2018 um 23:41 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 19:22 Uhr
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Schon heute leiden die Kurden in der nordsyrischen Stadt Afrin. Sie wurden durch die Türken eingenommen.
Foto: AP
Guido Felder

Der massive Angriff auf chemische Anlagen in Syrien war das explosive Abschiedsbouquet der Amerikaner. Nach dem Vergeltungsschlag am Samstag früh kündigte US-Präsident Donald Trump (71) nämlich an, dass er seine über 2000 Soldaten zurückziehen wolle.

Trump-Sprecherin Sarah Sanders (35) sagte: «Der Präsident hat klargemacht, dass die US-Streitkräfte schnellstmöglich nach Hause kommen sollen.» Die US-Regierung erwarte, dass die regionalen Verbündeten und Partner eine grössere Verantwortung zur Sicherung der Region übernähmen – sowohl militärisch als auch finanziell.

Angriff kostete über 160 Millionen Franken

Der Rückzug der Amerikaner hat drei Gründe: Der IS ist zerschlagen, Syrien ist für die USA strategisch zu wenig bedeutend, und der Einsatz kostet täglich Millionen. Allein die über 100 Marschflugkörper, die Trump am Samstag abfeuerte, kosten zusammen über 160 Millionen Franken. 

Über den Zeitpunkt des US-Exits gibt es noch keine Details. Klar ist jedoch bereits, was der Rückzug bedeuten und wen er in aller Härte treffen wird. Mauro Mantovani, Dozent für Strategische Studien an der ETH-Militärakademie: «Die grössten Leidtragenden werden die Kurden sein, die bisher von den Amerikanern ausgebildet und unterstützt worden sind. Jetzt, wo man sie für den Kampf gegen den besiegten IS nicht mehr benötigt, müssen sie damit rechnen, fallengelassen zu werden.»

Neue Flüchtlingswelle möglich

Die Kurden würden praktisch sich selber überlassen und auf dem Weg zur Autonomie zurückgebunden. «Man muss damit rechnen, dass Assad diese Schwächung ausnützen wird, um die Kurden noch intensiver zu bekämpfen und zurückzudrängen», sagt Mantovani. Es sei auch nicht auszuschliessen, dass die Türken, die im Januar in Nordsyrien eingedrungen sind, ihren Druck auf die ihnen verhassten Kurden erhöhen werden. Mantovani: «Es könnte zu einer neuen Flüchtlingswelle aus den Kurdengebieten kommen.»

Das Vakuum, das durch den Abzug der Amerikaner entsteht, könnte ebenso dazu führen, dass Israel seine Kampfhandlungen gegen die in Syrien stationierten Iraner ausbaut. Die starke Präsenz der Feinde aus dem Iran ist Israel ein Dorn im Auge. Mit der Unterstützung Assads bauen die Iraner die Macht ihrer Glaubensbrüder, der Alawiten, aus.

Mehr Stabilität durch Assads Stärkung

Am Ende könnte der Rückzug der Amerikaner aber dazu führen, dass in Syrien die Kampfhandlungen abnehmen und eine gewisse Stabilität einkehrt. Mit Hilfe der Russen und Iraner, aber ohne Amerikaner, sind die Machtverhältnisse klarer. Mantovani: «Sobald sich alle Gegner Assads ergeben haben, wird Assad gestärkt an der Macht sein.»

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