Der Flugplatz im deutschen Egelsbach, bei dessen Anflug die russische Oligarchin Natalia Filjowa (†55) abgestürzt ist, zieht das Unglück an wie ein Magnet. Nicht nur gab es in den vergangenen Jahren mehrere tödliche Flugunfälle, am Sonntagnachmittag kam es beim Polizeieinsatz auch zu einem Verkehrsunfall mit zwei Toten.
Ein Auszug aus der Liste mit schweren Unfällen:
- Am 19. Juni 2009 wurden bei einem Notlandeversuch ein Flugschüler leicht und sein Fluglehrer schwer verletzt.
- Am 7. Dezember 2009 starben drei Menschen, als eine Maschine bei Nebel heftig auf den Boden prallte.
- Am 18. Juni 2010 kippte eine Maschine beim Durchstarten ab. Der Pilot wurde schwer verletzt, der Passagier starb.
- Am 1. März 2012 donnerte ein Flugzeug bei einem Nachtanflug in den Boden, alle fünf Insassen starben.
- Am 30. Juni 2015 stürzte ein Flugzeug beim Durchstarten auf einen Güterzug. Der Pilot wurde schwer verletzt, seine Frau starb.
- Am 9. Juli 2017 stürzte ein Flugzeug nach dem Start in einen Wald ab, die Pilotin wurde schwer verletzt.
Viel günstiger und schneller als Frankfurt
Der Flugplatz von Egelsbach ist ein wahrer Fluchplatz! Das deutsche Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» nannte ihn «Todesflughafen von Warren Buffett». Warren Buffett deshalb, weil die Business-Charter-Firma NetJets des 88-jährigen US-Multimilliardärs den Platz vor zehn Jahren übernommen hatte.
Egelsbach ist der grösste regionale Flugplatz Deutschlands. Vor allem Businessleute und Promis haben ihn als Alternative zum nur zehn Kilometer entfernten Flughafen Frankfurt entdeckt. Sie können ihn nicht nur mit ihren Jets anfliegen, Egelsbach ist auch viel günstiger und bei der Abwicklung von Zoll und Check-In viel schneller als Frankfurt. Jährlich werden rund 70'000 Flugbewegungen verzeichnet, von denen gegen 3500 von Business-Jets stammen.
Nur auf Sichtflug
Egelsbach ist aber auch einer der gefährlichsten Flugplätze Europas. Das Problem besteht darin, dass er ein sogenannt unkontrollierter Platz ist. Das heisst, der Tower muss keine Landefreigabe erteilen, der Pilot entscheidet selber, ob das Wetter den Anflug erlaubt. Oft stehen die Piloten unter Druck ihrer reichen Kunden, die aus Zeitgründen Egelsbach dem grossen Bruder Frankfurt vorziehen.
Weil dem Flugplatz ein Instrumentenlandesystem fehlt, muss die kurze Landebahn im Sichtflug angeflogen werden. Das ist vor allem bei Nacht und Nebel ein Problem. Die Verlängerung der Piste um 270 Meter, welche die Einführung eines Instrumentenflugbetrieb erlauben würde, wurde bisher nicht bewilligt.
Zwei Tote bei Polizeieinsatz
Kurz nach dem Absturz von Natalia Filjowa am Sonntag kam es nahe des Flugplatzes zusätzlich zu einem schweren Unfall mit einem Polizeiauto. Der Streifenwagen, der mit Blaulicht zum Flugzeugabsturz ausrückte, donnerte frontal gegen einen überholenden, entgegenkommenden Opel. Die beiden Opel-Insassen starben, die drei Polizisten wurden schwer verletzt ins Spital eingeliefert.
Bei der abgestürzten russischen Oligarchin handelt es sich um die Chefin der russischen S7 Airlines. Natalia Filjowa, deren Vermögen auf rund 600 Millionen Dollar geschätzt wird, war mit ihrem Vater Walerij Karachew und ihrem Piloten Andrej Dykun auf dem Weg von Cannes nach Egelsbach. Der Absturz, bei dem alle Insassen starben, ereignete sich kurz nachdem der Pilot vom Instrumentenflug auf Sichtflug gewechselt hatte - 50 Kilometer von der Landebahn entfernt.