«Hölle und Konzentrationslager»
Demnach wurden 500 Kinder Opfer körperlicher Gewalt, 67 Kinder auch Opfer sexueller Gewalt. Da einige Kinder sowohl körperliche wie auch sexuelle Gewalt erlitten, liegt die Zahl der Fälle laut Weber über den insgesamt betroffenen 547 Fällen.
Wie er weiter sagte, beschrieben die Opfer die Zeiten bei den Regensburger Domspatzen im Nachhinein als «Gefängnis, Hölle und Konzentrationslager» oder als schlimmste Zeit ihres Lebens. Besonders in der Vorschule des Chores seien die Übergriffe umfassend gewesen.
Laut Weber wurden 49 Beschuldigte identifiziert, die für die Taten verantwortlich gemacht werden könnten. Demnach waren fast alle Vorfälle zu jeder Zeit nach der jeweils gültigen Gesetzgebung strafbar. Es seien inzwischen aber alle Taten nach dem Strafrecht verjährt, so dass keine Strafverfolgung mehr möglich sei.
Vorwürfe an Papst-Bruder
Die Übergriffe bei den Domspatzen fanden in zwei Vorschulen und einem Internat statt. In einem grossen Teil des betroffenen Zeitraums wurden die Institutionen von Georg Ratzinger, dem Bruder des emeritierten Papstes Benedikt XVI. geleitet.
Dem langjährigen Chorleiter und Bruder von Papst Benedikt XVI., Georg Ratzinger, warf Weber ein «Wegschauen» vor der körperlichen Gewalt vor. Es hätten sich aber keine Erkenntnisse ergeben, dass Ratzinger auch von sexueller Gewalt gewusst habe.
Ratzinger sei von den für die Untersuchung befragten ehemaligen Domspatzen sehr unterschiedlich, positiv wie negativ, beschrieben worden. Der von 1964 bis 1994 an der Spitze des Chors stehende Ratzinger sei «sehr ehrgeizig» gewesen hinsichtlich der Leistung des Chors und habe darüber wohl den Blick für die Gesamtverantwortung für die Kinder verloren.
«Kultur des Schweigens»
Weber sprach von einer «Kultur des Schweigens«, es sollten die Regensburger Domspatzen als Institution vor einer Rufschädigung geschützt werden. So habe auch eine frühe kritische Medienberichterstattung nicht zu Konsequenzen geführt.
Verantwortliche des Bistums teilten mit: «Wir haben alle Fehler gemacht und haben viel gelernt». Das Bistum könne nur um Entschuldigung bitten.
Rechtsanwalt Weber bestätigte den Domspatzen, dass die organisatorischen Schwächen dort behoben worden seien. Inzwischen gebe es eine «zeitgemässe Pädagogik» sowie eine «hohe Sensibilisierung".
(SDA)