Sexsklavin konfrontiert ihren IS-Peiniger
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Vor laufender Kamera:Sexsklavin konfrontiert ihren IS-Peiniger

Abrechnung vor laufender Kamera
Sexsklavin konfrontiert ihren IS-Peiniger

Ihr Dorf im Nordirak wurde 2014 von IS-Schergen erobert. Die Extremisten töteten die Männer und verkauften die jungen Frauen auf dem Sklavenmarkt. Eine davon ist eine heute 20-jährige Jesidin. Vor laufender Kamera hat sie jetzt mit ihrem Peiniger abgerechnet.
Publiziert: 02.12.2019 um 07:41 Uhr
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Aktualisiert: 02.12.2019 um 08:57 Uhr
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Eine aussergewöhnliche Begegnung im irakischen Fernsehen: Täter und Opfer stehen sich gegenüber.
Foto: Twitter @Ezidi2

Abu Humam trägt die grellgelbe Häftlingsuniform. Ihm gegenüber, vor laufender Kamera, steht Aschwak Hadschi Hamid Talo (20). Sie kann die Tränen nicht zurückhalten. Ihre Stimme wird von Schluchzern unterbrochen. «Hast du Gefühle? Hast du eine Ehre?», fragte sie ihn in der Konfrontation mit ihrem Peiniger, die vom irakischen Fernsehen ausgestrahlt wurde.

Aschwaks Geschichte ging um die Welt. Im Alter von 14 Jahren wurde die junge Jesidin im Nordirak von der Terrormiliz IS entführt, auf einem Sklavenmarkt in Mossul für 100 Dollar an einen IS-Kämpfer verkauft und von diesem missbraucht und vergewaltigt. Jetzt wurde ihr Peiniger von damals im Irak gefangen genommen – und seinem Opfer gegenübergestellt.

Vor laufender Kamera forderte die heute 20-jährige Aschwak ihren Vergewaltiger auf, seinen Kopf zu heben und ihr in die Augen zu schauen. Der Dschihadist blickt nur zu Boden. Er trägt Handschellen. Spricht kein Wort. Lässt die Arme und Hände schuldbewusst hängen.

«Hast du eine Ehre?»

Aufgenommen hat das Video der irakische Geheimdienst, der es dem TV-Sender «IMN» zur Verfügung stellte, wie die «Krone» berichtet. «Warum hast du mir das angetan?», fragt ihn Aschwak. «Warum? Weil ich Jesidin bin? Ich war 14 Jahre alt, als du mich vergewaltigt hast.» Und dann: «Hast du eine Schwester? Hast du Gefühle? Hast du eine Ehre? Ich war 14. Das Alter deiner Tochter! Das Alter deines Sohnes!»

Er habe ihr Leben zerstört und alles genommen, wovon sie geträumt habe. Hätte er irgendeinen Sinn und Gefühle gehabt, hätte er sie nicht als 14-Jährige vergewaltigt: «Aber jetzt weisst du, was Folter ist, wie es ist, gefoltert zu werden, was Einsamkeit ist.» Nach diesen Worten bricht sie vor laufender Kamera zusammen.

Aschwaks endloses Martyrium

Aschwaks Martyrium begann im August 2014, als die IS-Dschihadisten in ihr Dorf im Nordirak einfielen. Die Bewohner gehörten der ethnisch-religiösen Minderheit der Jesiden an. In den nächsten Tagen wurden Männer zu Tausenden getötet. Aschwak war Beute der Extremisten. Abu Humam kaufte sie ihnen ab. Er habe sie, sagte Aschwak später, als sein Eigentum betrachtet und jeden Tag geschlagen und missbraucht.

2015 gelang ihr die Flucht nach Deutschland. Dort habe sie gemeint, ihren Peiniger wiedererkannt zu haben. Er sah ihm aber nur sehr ähnlich. Es komme ihr vor, sagte Aschwak, als hätten sich wegen ihrer Ängste «alle» Menschen in den Täter verwandelt. (kes)

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