Die Meldungen zum Germanwings-Drama in Frankreich überschlagen sich, die neusten Erkenntnisse sind bedrückend. Co-Pilot Andreas Lubitz (†27) hat die Maschine wohl absichtlich zum Absturz gebracht und in einem erweiterten Suizid 149 unschuldige Menschen mit in den Tod gerissen.
Wie kann es sein, dass ein psychisch so labiler Mensch alle Tests besteht, die ein Bewerber durchlaufen muss, um als Pilot arbeiten zu dürfen? Welche Anforderungen muss ein Anwärter überhaupt erfüllen, um im Cockpit Platz zu nehmen und wie werden diese überprüft?
Die Eignungs- und Einstellungstest bei der Lufthansa und ihren Tochterunternehmen sind umfangreich. Neben der Berufsgrunduntersuchung beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Hamburg sind das ein Lufthansa-Grundseminar sowie die Firmenqualifikation der Airline.
Damit wird getestet, ob der Bewerber für die spezifischen Anforderungen des Unternehmens geeignet ist: unter anderem Zuverlässigkeit, Belastbarkeit, Disziplin und Motivation. Zudem müssen Kandidaten ihr fliegerisches Talent beziehungsweise fliegerisches Können unter Beweis stellen. Den Pilotentest bestehen im Schnitt nur fünf bis zehn Prozent der Bewerber.
Tests erfolgen nur am Anfang
Die DLR-Eignungsauswahl nennt als wichtige Voraussetzungen für den Beruf im Cockpit unter anderem: Fähigkeit zur Kooperation und Kommunikation, Problem- und Situationsbewusstsein, Raumorientierung und motorische Bewegungskontrolle, Führungs- und Entscheidungsfähigkeit sowie Stress-Resistenz.
Um diese Fähigkeiten zu belegen, wird bei der Grunduntersuchung auch das Persönlichkeitsprofil geprüft. Zu den firmenspezifischen Untersuchungen gehören auch Arbeitsproben im Flugsimulator sowie eine verhaltensorientierte Persönlichkeitsdiagnostik durch psychologische Interviews.
Verkehrspiloten werden nach Einschätzung des deutschen Luftverkehrsexperten Gerold Wissel allerdings nur zu Beginn ihres Berufslebens intensiv auf ihre psychische Eignung und Stabilität getestet. Später folgten regelmässige medizinische Checks, in denen auch Gespräche über die allgemeine Lebenssituation der Piloten geführt würden, sagt Wissel. Regelmässige Persönlichkeitstests gebe es nicht.
Es gebe aber bei der Lufthansa wie auch bei anderen Fluggesellschaften klare Vorgaben an die Crews, auffälliges Verhalten bei Kollegen zu melden, was auch anonym geschehen könne. (lex/SDA)