Er ist unterwegs und nicht mehr zu stoppen: Der 175-Kilometer-Koloss ist über ein Jahr nach seinem Abbruch vom Larsen-C-Schelfeis in der Antarktis in Bewegung gekommen. Die Wissenschaftler sind alarmiert: «Es geht los», sagte Thomas Rackow, Klimaforscher am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung(AWI) in Bremerhaven, am Donnerstag. Auf Satellitenbildern sei zu sehen, dass sich der Gigant aus der Lücke im Schelfeis, die er durch seinen Abbruch hinterlassen hatte, endgültig herausgedreht habe. Nur die nördliche Spitze scheine noch aufzuliegen. «Es sollte nicht mehr lange dauern, bis er durch die Ozeanströmungen beschleunigt wird», sagte der Wissenschaftler. «Dann ist er nicht mehr zu stoppen.»
Föhnwind setzt Eisberg in Bewegung
In den ersten Monaten nach dem Abbruch hatte sich der Eisberg kaum wegbewegt, da er «vom Meereis und der Strömung immer wieder an die Schelfeiskante gedrückt wurde», sagt Daniela Jansen, Glaziologin am Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung.
Ein starker Föhnwind, der Anfang September aus dem Schelfeis nach Osten wehte, habe den Eisberg endgültig in Bewegung gesetzt, teilte Adrian Luckman, Glaziologe an der Swansea University in Wales, auf seiner Internetseite mit. Auf seinem Weg in Richtung wärmere Gewässer werde der Koloss immer kleiner werden. «Vor allem an der Unterseite wird er stark schmelzen», sagte Rackow. Durch Seegang werde er auseinanderbrechen. Zurzeit stecke der Eisberg noch im Meereis fest, das dämpfe die Wellen.
Der Tafeleisberg, dem Wissenschaftler die Bezeichnung A68 gaben, hatte sich im Juli 2017 gelöst. Es ist einer der grössten Eisberge, die Forscher in den vergangenen Jahrzehnten registrierten. Damals war er 175 Kilometer lang und bis zu 50 Kilometer breit.
Forscher machen sich Sorgen um das Larsen-C-Schelfeis. Sie befürchten, dass die schwimmende Eisplatte durch solche Abbrüche komplett zerfallen könnte. (SDA/man)