In der Coronakrise setzte Schweden auf einen Sonderweg. Statt Lockdown ging es quasi weiter wie bisher. Während Europa die Schotten dichtmachte, Restaurants, Geschäfte und Schulen schliessen liess, fuhren die Schweden eine andere Strategie und setzten nicht auf grossflächige Tests. Statt die Infektionsketten klein zu halten, vertrauten sie auf das Prinzip Herdenimmunität. Viele Schweden sollten sich infizieren. Wohl auch, um die Wirtschaft nicht zu sehr mit dem Lockdown zu belasten.
Ein Fehler, wie sich mittlerweile gezeigt hat. Denn: Pro Kopf verzeichnet Schweden mittlerweile europaweit mit am meisten Corona-Toten. Inzwischen sind über 5000 Menschen an Corona gestorben.
Nun rudert die Regierung zurück. Nicht wegen der vielen Toten oder steigenden Neu-Infizierten. Der Grund: das Image von Schweden. Das Land befürchtet, dass der Sonderweg politische und wirtschaftliche Folgen haben könnte. «Wir stecken viel Zeit und Geld in das Image Schwedens», sagt die schwedische Aussenministerin Ann Linde (58) zur Zeitung «Dagens Nyheter». Und der Corona-Sonderweg könnte diese Arbeit ruinieren.
Tausende Schweden wollen sich testen lassen
Insbesondere der Tourismus ist in Gefahr. Viele Länder raten bisher vor einer Reise nach Schweden ab, da die Zahl der Neuinfektionen zu hoch ist.
Daher setzt Schweden nun auf grossflächige Tests. Jeder Schwede mit Corona-Symptomen könne sich kostenlos testen lassen, verspricht das Gesundheitsministerium. Dafür werden umgerechnet 597 Millionen Franken investiert. Die Nachfrage ist gross.
Viele Schweden wollen sich testen lassen – zu viele auf einmal. Wie die «Welt» berichtet, brach in Stockholm die Internetseite, um einen Termin für einen Test auszumachen, zusammen. Gleiches Spiel mit der Corona-App «Always Open». Sie stürzte mehrmals ab. (jmh)