Dieser junge Mann heisst Moses. Er stammt aus Nigeria und hat eine lange und gefährliche Reise hinter sich. Moses ist froh, dass er noch am Leben ist. «Ich danke Gott von ganzem Herzen», sagt er und schaut mit müden Augen zum Himmel. Moses ist Christ. Der 19-Jährige erzählt seine Geschichte: «Mein Vater war Regierungsangestellter. Er wurde bei Unruhen hingerichtet. Ich musste fliehen. Meine Mutter sagte, ich solle nach Europa gehen.»
Im Sommer 2014 packte Moses seine paar Habseligkeiten und marschierte los.
Zu Fuss. Tausende von Kilometern. Er bettelte um Arbeit, durfte hie und da putzen.
So gelangte Moses bis nach Libyen. «Ich habe dort so viel Blut gesehen. Junge Männer, bewaffnet mit Gewehren und Messern, attackierten Flüchtlinge auf den Strassen. Sie wollten Geld. Wer keines hatte, wurde niedergemetzelt», erzählt Moses. Er lernte schnell, sich zu verstecken.
Neun Monate dauerte es, bis er europäischen Boden betrat – auf der italienischen Insel Lampedusa. Letzten Montag: Ein mit Flüchtlingen überladenes Schlauchboot in Seenot wird gerettet. Auf dem Boot ist auch Moses. «Drei Kähne starteten in Libyen am gleichen Tag wie wir», sagt er. Nur sein Boot sei angekommen. «Es war 48 Stunden die reine Hölle», sagt der Nigerianer und bekreuzigt sich schnell.
96 Menschen waren an Bord, darunter vier Frauen. Eine schwanger, eine mit einem Baby. «Wir waren auf uns allein gestellt. Niemand lenkte das Schlauchboot. Wenn die Wellen stiegen, ergriff einer von uns das Steuer.» Moses hält inne. «Die Wellen warfen das Boot hin und her. Wir klammerten uns aneinander, beteten. Ich dachte, jetzt muss ich sterben.» Als das rettende Frachtschiff auftauchte, brach Jubel aus. «Wir haben unsere Hemden ausgezogen, damit gewunken und um Hilfe geschrien, so laut es ging.»
Wie soll es jetzt mit ihm weitergehen? «Ich möchte in Italien bleiben. Oder nach Deutschland, in die Schweiz oder nach Schweden.» Eigentlich sei es ihm egal. «Ich will einfach nur weiterleben.»