75 Jahre nach Pearl Harbor
Plädoyer gegen den Krieg

75 Jahre nach dem verheerenden Luftangriff auf Pearl Harbor hat US-Präsident Barack Obama an historischer Stätte den japanischen Regierungschef Shinzo Abe empfangen. Die beiden Staatsmänner nutzten den Besuch für ein Plädoyer gegen den Krieg.
Publiziert: 28.12.2016 um 05:31 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 18:45 Uhr
Der japanische Regierungschef Shinzo Abe und der US-Präsident Barack Obama geben sich auf Hawaii die Hand.
Foto: KEYSTONE/AP/CAROLYN KASTER

Das Treffen wird als weiterer Schritt der Versöhnung beider Staaten angesehen, die inzwischen enge Partner in Fragen von Wirtschaft und Sicherheit sind. Barack Obama hatte im vergangenen Jahr als erster US-Präsident im Amt die japanische Stadt Hiroshima besucht, wo 1945 die erste US-Atombombe auf Japan abgeworfen worden war.

Shinzo Abe zollte den Opfern des japanischen Überraschungsangriff auf die US-Pazifikflotte in Pearl Harbor seinen Respekt. Er würdigte die «mutigen Männer und Frauen, die ihr Leben in einem Krieg verloren haben, der genau an diesem Ort begann».

Keine Entschuldigung von beiden Seiten

«Der Schrecken des Krieges darf sich niemals wiederholen», sagte Abe. Eine Entschuldigung im Namen Japans wegen des Angriffs auf Pearl Harbor sprach er nicht aus. Auch Obama hatte sich im Mai nicht für die Abwürfe von Atombomben auf Japan entschuldigt.

Abe wandte sich jedoch an die Hinterbliebenen der umgekommenen Seeleute: «Ich bekunde mein tiefstes Beileid.» Den USA gegenüber brachte er «tiefe Dankbarkeit» für die entgegengebrachte Toleranz zum Ausdruck. Die japanisch-amerikanische Allianz sei «eine Allianz der Hoffnung».

Obama sagte, er empfange Abe «in einem Geist der Freundschaft«. Beide Politiker legten an einem Mahnmal für die Gefallenen Kränze nieder. «Die Macht der Versöhnung hat frühere Feinde in die engsten Freunde verwandelt», hiess es aus dem Weissen Haus.

Freundschaft und Frieden gewählt

«Der Charakter von Nationen wird im Krieg getestet, aber er wird in Friedenszeiten geformt», sagte Obama. Die USA und Japan hätten Freundschaft und Frieden gewählt und seien damit erfolgreich gewesen. «Unsere Allianz war nie stärker. In guten und schlechten Zeiten sind wir füreinander da.»

Obama warnte in seiner Ansprache vor den Gefahren des Kriegs: «Ich hoffe, dass wir gemeinsam die Botschaft an die Welt senden, dass es im Frieden mehr zu gewinnen gibt als im Krieg, und dass Versöhnung mehr Gewinn bringt als Vergeltung.»

2400 Amerikaner kamen ums Leben

Der Angriff auf Pearl Harbor hatte die USA ins Mark getroffen und den Eintritt der Supermacht in den Zweiten Weltkrieg bewirkt. Bei dem Angriff am 7. Dezember 1941 waren rund 2400 Amerikaner ums Leben gekommen. 300 japanische Flugzeuge überzogen den Hafen westlich von Hawaiis Hauptstadt Honolulu mit einem Bombenteppich.

Anschliessend entschloss sich Präsident Franklin D. Roosevelt, in den Zweiten Weltkrieg einzutreten. Damit markierte Pearl Harbor auch das Ende des Imperialismus, wie er vom japanischen Kaiserreich betrieben worden war.

Für den scheidenden US-Präsidenten war das Treffen mit Abe auf Hawaii - wenige Kilometer von Obamas Geburtsort entfernt - die vermutlich letzte Zusammenkunft mit einem ausländischen Staatsmann in seiner acht Jahre währenden Amtszeit. Sein erstes bilaterales Treffen als Präsident hatte Obama 2009 mit Abes Vorgänger Taro Aso im Weissen Haus abgehalten.

Abe ist der dritte japanische Regierungschef, der nach Pearl Harbor reiste. Die vorhergehenden Besuche waren in weniger aufwendigem Rahmen gehalten worden: Selbst die japanische Regierung konnte sich anscheinend nicht mehr erinnern und gab zunächst fälschlich bekannt, Abes Besuch sei der erste eines japanischen Ministerpräsidenten an den historischen Stätten. (sda/gru)

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