Als erster US-Präsident hat Barack Obama die japanische Stadt Hiroshima besucht, die im August 1945 von einer US-amerikanischen Atombombe zerstört wurde. Im dortigen Friedenspark besuchte Obama das Museum, das die verheerenden Auswirkungen des ersten Atomwaffeneinsatzes in der Menschheitsgeschichte dokumentiert.
Am Mahnmal für den Atombombenabwurf hat Obama einen Kranz für die Opfer niedergelegt. Es ist der erste Besuch eines US-Präsidenten in Hiroshima. Obama schloss am Freitag kurz die Augen, als er vor dem Mahnmal innehielt. An seiner Seite war Japans Regierungschef Shinzo Abe, der sich verbeugte.
Obama sagte in einer fast 20-minütigen Ansprache: «Wir gedenken aller Unschuldigen, die während dieses Krieges ums Leben gekommen sind.» Die USA und Japan hätten aus der Geschichte gelernt und Freundschaft geschlossen. Die Länder trügen die Verantwortung, dass sich ein solches Leid nicht wiederhole. Man müsse «Lehren aus Hiroshima» ziehen.
Der Blitz der Atombombe hatte Hiroshima in ein Inferno verwandelt. Von den 350'000 Bewohnern starben auf einen Schlag schätzungsweise mehr als 70'000 Menschen; Ende Dezember 1945 lag die Zahl schon bei 140'000.
Obama entschuldigt sich nicht
Drei Tage nach dem ersten Abwurf zündeten die Amerikaner über Nagasaki eine zweite Atombombe. Bis Dezember 1945 starben dort etwa 70'000 Menschen. Die genaue Opferzahl wird sich nie ermitteln lassen, weil viele erst an den Spätfolgen der radioaktiven Strahlung starben.
Obama wurde bei seinem Besuch in Hiroshima von Japans Regierungschef Shinzo Abe begleitet. Die symbolische Visite des US-Präsidenten folgt auf den Abschluss des Gipfels der sieben grossen Industrienationen in Ise-Shima, das rund 400 Kilometer von Hiroshima entfernt liegt.
Der US-Präsident hatte zuvor klargemacht, dass er sich für den Atombombenabwurf nicht entschuldigen werde. Er und Abe wollten durch ihren gemeinsamen Besuch «der Welt die Möglichkeit der Aussöhnung zeigen, dass frühere Feinde die stärksten Verbündeten werden können».
«Neue Seite in den Geschichtsbüchern» aufgeschlagen
Der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe hat den Besuch von US-Präsident Barack Obama in Hiroshima als historisch gewürdigt: «Wir schlagen eine neue Seite in unseren Geschichtsbüchern auf».
Obama habe mit seinem Besuch «eine schwierige, aber wundervolle Entscheidung» getroffen, sagte er heute nach einer gemeinsamen Kranzniederlegung am Mahnmal für die Toten des Atombombenabwurfs. (sda)