70 Corona-Testzentren zerstört, Proteste werden zu Infektionsherden, infizierte Soldaten, mehr als 114'000 Tote
Trumps Corona-Team schlägt Alarm

Corona-Koordinatorin Deborah Birx und US-Chefvirologe Anthony Fauci sind besorgt. Die Floyd-Proteste verschärfen die Corona-Krise offenbar gleich auf zweierlei Weise.
Publiziert: 11.06.2020 um 12:12 Uhr
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Aktualisiert: 24.09.2020 um 14:21 Uhr
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Trumps Corona-Koordinatorin Deborah Birx rät Gouverneuren, die Testkapazität in Städten zu erhöhen.
Foto: imago images/UPI Photo
Fabienne Kinzelmann

Proteste, Corona, Armut. In den USA brennt es gerade an allen Ecken. Und während die Aufmärsche nach dem brutalen Tod von George Floyd (†46) langsam abflachen, rückt die Corona-Krise wieder in den Vordergrund – möglicherweise verstärkt durch die Demonstrationen.

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Haben die teilweise gewalttätigen Proteste Corona-Testzentren zerstört? Das behauptet Trumps Corona-Koordinatorin Deborah Birx (64) in einem geleakten Gesprächsmitschnitt. 70 dieser Testzentren seien zerstört worden, zitiert «The Daily Beast» die Ärztin aus der Aufnahme. Das habe bereits zu weniger Tests geführt. «Gouverneure sollten sich jetzt beeilen, um sicherzustellen, dass in städtischen Gebieten Tests verfügbar sind», riet sie in der von Vizepräsident Mike Pence (61) organisierten Telefonkonferenz am Montag.

Zudem warnte Birx vor der Gefahr, dass sich das Coronavirus durch die Protestansammlungen schneller verbreite. Schutzmasken der Demonstranten seien angesichts der engagierten Protestrufe wirkungslos. Pence, der die Coronavirus-Taskforce des Weissen Hauses leitet, sagte, dass im Zusammenhang mit den Unruhen ansteigende Fallzahlen, «ein Thema sind, das unser Team verfolgt und das Anlass zur Sorge gibt».

Eingesetzte Soldaten positiv auf Coronavirus getestet

Die bei den Protesten eingesetzte US-Nationalgarde hat bereits mit steigenden Fallzahlen zu kämpfen. Mitglieder der Truppe in Washington wurden nach ihrem Einsatz positiv auf das Coronavirus getestet, bestätigte eine Sprecherin laut «National Review» am Dienstag. Wie viele genau teilte die Sprecherin jedoch nicht mit.

Vergangene Woche hatte sich bereits US-Chefvirologe Anthony Fauci (79) besorgt geäussert, dass sich die Proteste zu Infektionsherden entwickeln. «Es ist eine perfekte Einrichtung für die weitere Ausbreitung des Virus im Sinne der Erzeugung dieser Echos, die sich in einige Überspannungen verwandeln könnten», sagte Fauci in einem Radiointerview.

Der «Times of London» sagte Fauci am Sonntag, die Live-Bilder der Proteste etwa in Washington, New York, Los Angeles und Philadelphia hätten ihn sehr besorgt. Vor dem Fernseher schlug der Experte die Hände über dem Kopf zusammen: «Ich wollte sagen: ‹Ach du meine Güte.› Ich hoffe, das wirft uns nicht zu sehr zurück. Nach all der Arbeit, die wir geleistet haben, um die physische Distanz zu wahren und all die Dinge zu tun, bin ich sehr besorgt, dass wir ein Wiederaufleben erleben könnten.»

Infektionen steigen in 19 US-Bundesstaaten

Das Coronavirus hat die USA flächendeckend im Griff. Mittlerweile sind Fälle der Lungenkrankheit Covid-19 in allen US-Bundesstaaten und nahezu allen Bezirken verzeichnet. Mehr als 114'000 Menschen sind bereits gestorben, Tendenz stark steigend. Bis zum 4. Juli werden 5000 bis 6000 Tote erwartet – jede Woche. Mit diesen Zahlen rechnet laut «Politico» der Biostatistiker und Epidemiologe Nicholas Reich von der University of Massachusetts Amherst.

Die nationale Statistik ist dabei trügerisch. Weil die Infektionen in frühen Corona-Epizentren wie New York sinken, sieht es auf den ersten Blick aus, als würden die Fälle in den USA nicht steil steigen. Doch die erste Welle ist in den USA noch nicht vorbei – an anderen Orten entstehen längst neue Infektionsherde. In 19 Staaten steigen die Fallzahlen laut der Plattform «Covid Exit Strategy», besonders etwa in Arizona, Florida und Texas. Seit dem Memorial Day am 25. Mai haben die Krankenhausaufenthalte in mindestens neun Staaten rapide zugenommen.

Obwohl «Test, Track and Trace» («Testen, Ermitteln, Verfolgen) als wichtigstes Mittel im Kampf gegen die Virusausbreitung gilt, wird in vielen der betroffenen Staaten nicht ausreichend und flächendeckend getestet. Ein Problem, das sich noch verschärfen könnte, weil bei den Floyd-Protesten Corona-Testzentren zerstört wurden.

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