Ein Tag nachdem ein Fischerboot mit Hunderten von Flüchtlingen vor der libyschen Küste sank und viele Menschen ertranken, konnte ein weiteres Drama knapp verhindert werden. Bei einer riskanten Rettungsaktion wurden 613 Flüchtlinge gerettet.
Beim Rettungseinsatz mit den Schiffen «Phoenix» und «Bourbon Argos» sei ein Kentern des gefährlich schwankenden Bootes verhindert worden. «Wir haben gerade unseren gefährlichsten und kompliziertesten Rettungseinsatz beendet», teilten die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen und die maltesische Organisation Moas über Twitter mit.
US-Journalist Christopher Miller, der seit einer Woche an Bord des Rettungsschiffes «MV Phoenix» ist, erlebte die gefährliche Aktion aus nächster Nähe mit.
Auf Twitter berichtet er über die Panik unter den Flüchtlingen. Viele hätten gschrieen. Dennoch hätten zwei Männer dabei geholfen, zuerst die Frauen und Kinder an Bord und in Sicherheit zu bringen. Um ein Kentern des Bootes zu verhindern, wurden diejenigen, die schwimmen können, davon überzeugt, ins Wasser zu springen. Dort konnten sie sich an aufblasbaren Bojen festklammern und wurden von Schiffen abgeholt.
Die Zustände an Bord des Flüchtlingsbootes haben den Journalisten sichtlich beeindruckt. «Stellt Euch vor, gedrängt wie Sardinen in diesem klapprigen Schiff aufs Meer hinaus zu fahren». Das Boot habe ihm Angst gemacht, zitiert er einen der geretteten Flüchtlinge: «Aber ich wusste, es bringt mich in ein besseres Leben.»
Wie gut dieses erträumte Leben dann tatsächlich ist, weiss niemand. «Diese Menschen haben mit dieser Flucht übers Meer schon so viel riskiert, aber ihre Reise ist noch lange nicht zu Ende», schreibt Miller: «In Europa angekommen, warten riesige Herausforderungen auf sie.» (sda/ant)