Neue Drohnenaufnahmen zeigen die verschneite Absturzstelle der Antonow-Maschine An-148 in der Nähe von Moskau. Nach dem Flugzeugunglück vom Sonntag laufen die Bergungsarbeiten auf Hochtouren. «Wir befinden uns im Endstadium der Suchoperationen», sagte Sergej Poletikin, Sprecher des Zivilschutzministeriums, der Nachrichtenagentur Tass.
Bisher wurden knapp 1500 Leichenteile sowie 500 Wrackteile im Umkreis von 30 Hektaren gefunden. Die Expertise der Wrackteile sowie die Daten der Flugschreiber sollen Details über die Absturzursache liefern. Erste Hinweise deuten offenbar auf technisches Problem hin. Demnach könnten vereiste Geschwindigkeitsmesser nach Angaben russischer Experten zum Absturz geführt haben. Ein Faktor könnten «falsche Daten über die Fluggeschwindigkeit» sein, die wahrscheinlich mit den gefrorenen Pitot-Sonden zusammenhingen. Das wiederum könnte einen Pilotenfehler zur Folge gehabt haben.
Triebwerks-Explosion nicht ausgeschlossen
Mehrere Augenzeugen berichteten von einem heftigen Knall und einer Feuerflamme vor dem Absturz des Flugzeugs. Beim Untersuchungskomitee hiess es am Montag jedoch, dass die Maschine in der Luft noch ganz war. «Die Explosion erfolgte nach dem Aufprall des Flugzeugs auf der Erde», sagte Sprecherin Svetlana Petrenko der Nachrichtenagentur Interfax».
Experten des Instituts für Flugforschung sind aber anderer Meinung und schliessen eine Explosion des Triebwerks nicht aus. Die über einen Kilometer verstreuten Wrackteile sollen dafür sprechen, dass die Maschine bereits in der Luft auseinanderfiel. «Durch das Feuer in den Triebwerken hätte es zu einer Zündung der Treibstofftanks im Flügel und einer darauffolgenden Explosion kommen können», sagt ein Flugingenieur zu Lifenews.
Terror unwahrscheinlich
Die Staatsanwaltschaft untersucht derzeit weiterhin verschiedene Szenarien. Von einem Terroranschlag wird nicht ausgegangen. US-Präsident Donald Trump hat Wladimir Putin in einem Telefongespräch sein Beileid ausgesprochen und Hilfe bei den Untersuchungen angeboten.
Der Fluglotse wurde bereits vernommen. Seinen Angaben zufolge sei der Kontakt zum Piloten abgebrochen, als das Flugzeug plötzlich anfing zu sinken. Der Flugkapitän habe aber keine Störungen an Bord gemeldet.
Auch bei der Fluggesellschaft heisst es, dass die Maschine vor dem Start überprüft wurde und keine Unregelmässigkeiten festgestellt wurden. Das Flugzeug habe erst im Januar einen C-Check durchlaufen, bei dem Triebwerke und Struktur der Maschine in einem langwierigen, etwa zweiwöchigen Verfahren besonders genau überprüft werden. Beim Flugkapitän soll es sich um einen erfahrenen Piloten gehandelt haben, wie die Pressesprecherin der Airline mitteilte. Valerij Gubanow (51) hatte 5000 Flugstunden absolviert – 2146 davon in einer Maschine des Typs An-148.
Mehrere Probleme in der Vergangenheit
Einigen Berichten zufolge war die acht Jahre alte Antonow An-148 in der Vergangenheit aber mehrmals wegen technischer Mängel negativ aufgefallen.
2010 musste sie kurz nach dem Start in St. Petersburg zum Flughafen zurückkehren, weil das rechte Triebwerk ausgefallen war. Ein halbes Jahr später erhöhte sich beim Landeanflug plötzlich der Triebwerksschub, und die Piloten mussten eine Warteschleife fliegen. Im November 2017 stellte die Flugüberwachungsbehörde Mängel beim Ölwechsel und Filterreinigung fest. Diese Arbeiten müssten nach 375 Flugstunden erfolgen, im Falle der An-148 war dies aber erst nach 750 Stunden der Fall.
Die Unglücksmaschine war am Sonntagnachmittag, vier Minuten nach dem Start, plötzlich vom Radar verschwunden und anschliessend mit 71 Personen an Bord abgestürzt. Alle Insassen starben – unter ihnen auch der Schweizer Ueli K.* (46) und drei Kinder (5, 12, 17) (BLICK berichtete).