5 Fragen zum Rätsel um Flug MH370
Verrät das Wrack-Teil die Absturzursache?

Seit auf der Insel La Réunion ein Teil eines Passagierjet-Steuerruders angeschwemmt wurde, fragt sich die ganze Welt: Steht eines der grössten Mysterien der Luftfahrtgeschichte kurz vor der Aufklärung?
Publiziert: 30.07.2015 um 21:31 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:32 Uhr
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Die Behörden hoffen bald zu erfahren, ob das Steuerruder-Teil von der verschwundenen Boeing 777 stammt.
Foto: Reuters

Johnny Bègue machte gerade eine kurze Pause und spazierte dem Ufer entlang, als er im Wasser etwas Ungewöhnliches treiben sah. Der städtische Angestellte ist zusammen mit seinen acht Mitarbeitern für die Säuberung der Küste und des Vita-Parcours von Saint-André auf La Réunion zuständig, räumt Zigarettenstummel, Plastikmüll und allen anderen Abfall weg. Doch was gestern Morgen im Wasser schwamm, hatte er noch nie gesehen.

Bègue rief seine Kollegen zu sich. «Ich habe sofort erkannt, dass es sich um das Stück eines Flugzeugs handelt», sagt einer seiner Mitarbeiter Bègues zu «clicanoo.re», einem Nachrichtenportal der französischen Insel. Doch von der Brisanz des Fundes erfährt er erst später: Es könnte sich um das erste gefunden Wrackteil des verschollenen Flugs MH370 handeln!

Die Meldung verbreitete sich rasend schnell. Was ist inzwischen bekannt? Blick.ch beantwortet die wichtigsten Fragen.

Stammt das Wrackteil wirklich von Flug MH370?

Nach dem Fund des Trümmerstücks auf La Réunion veröffentlichte Malaysia Airlines heute eine kurze Medienmitteilung. Sie ist gerade einmal zwei Sätze lang und besagt, dass es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh wäre, über die Herkunft des Trümmerteils zu spekulieren.

Dem pflichtete auch der australische Vize-Premierminister Warren Truss bei. Er sagte aber, es handle sich um eine «sehr wichtige Entwicklung» in der Suche nach Flug MH370.

Experten scheinen sich sehr sicher, dass es sich bei dem gefunden Wrackteil um das Steuerruder einer Boeing 777 handelt. Die einzige Boeing dieses Typs, die zurzeit vermisst wird, ist Flug MH370. Doch ist es theoretisch auch möglich, dass das Wrackteil von einer alten Maschine stammt, deren Bestandteile verkauft wurden, wie «news.com.au» schreibt. Zudem werden solche Komponenten wie diejenige, die nun gefunden wurde, offenbar in einer Fabrik des indischen Luft- und Raumfahrtunternehmens Hindustan Aeronautics in Bangalore hergestellt. Es könnte sich um ein ausgemustertes Stück handeln. Doch wie hätte es den Weg vor die Küste La Réunion finden sollen?

Laut dem Leiter der australischen MH370-Suchoperation im Indischen Ozean, Martin Dolan, ist es hingegen durchaus möglich, dass ein Wrackteil des Unglücksflugs bis an die Küste von La Réunion geschwemmt wird. «Es ist nicht inkonsistent mit den Strömungsmodellen, die wir erstellt haben», sagte er.

Bereits vergangenes Jahr hatten australische Ozeanografen eine Karte erstellt, die zeigt, wo Trümmerteile im Laufe der Zeit hingeschwemmt werden könnten. Demnach wären auch Funde auf der Insel Madagaskar möglich – die noch weiter westlich von La Réunion liegt.

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Was passiert jetzt mit dem Wrackteil?

Das Trümmerstück wird nun nach Toulouse gebracht, wo sich das nächstgelegene Büro der französischen Fluguntersuchungsbehörde BEA befindet, sagte der malaysische Premierminister Najib Razak.

Die Behörden des südostasiatischen Staates schickten ein Team nach Toulouse, das den französischen Behörden bei der Untersuchung des Wrackteils helfen soll. Zudem wurde eine Expertengruppe nach La Réunion entsandt, um dort den Fundort zu inspizieren.

Auch Australien bot an, bei der Untersuchung behilflich zu sein.

Was wird nun untersucht?

«Clicanoo.re» hat ein Foto veröffentlicht, das eine Nummer auf dem Wrackteil zeigt: 657 BB. Dabei handelt es sich nicht um die Seriennummer des verschollenen Flugzeugs (28420). Aber möglicherweise handelt es sich dennoch um eine Nummer, die eindeutig einer Maschine zugeordnet werden kann.

«Jeder Hersteller versieht jedes Teil, das in einem Flugzeug verbaut wird, mit einem Schild oder einer Tafel mit Daten», sagt Greg Feith, ehemaliger Ermittler der australischen Transport- und Sicherheitsbehörde, zu «Wired». «Ist ein solches Schild vorhanden, ist es relativ einfach.»

Weiter werden die Bauweise und die verwendeten Materialien des Trümmerteils genau analysiert, um es einem bestimmten Modell zuordnen zu können. So sehe das gefundene Steuerruder auf den ersten Blick zwar aus wie jenes einer Boeing 777, sagte Flugsicherheitsspezialist David Soucie zu «CNN». Die weisse Farbe verunsichert den Experten allerdings. Er hätte erwartet, dass es mit Zinkchromat überzogen sei, sagte er.

Zudem lässt sich anhand des Zustands des Trümmerteils in etwa eruieren, wie lange es schon im Wasser gelegen haben könnte. Korrosion, Schäden, Ablagerungen – das alles gibt den Experten wertvolle Hinweise.

Welche Auswirkungen hat der Fund auf die laufende Suchaktion nach MH370 im Indischen Ozean?

Erst vor wenigen Monaten hat Australien das Suchgebiet verdoppelt, nachdem in den abgesuchten 60'000 Quadratkilometern kein Hinweis auf den Verbleib der Maschine hatte gefunden werden können. Damit würde sich die Suche um ein weiteres Jahr verlängern, hiess es damals in einer Mitteilung.

An diesen Plänen ändert der Fund des Wrackteils nun vorerst nichts. Da es durchaus sein kann, dass das Trümmerstück die rund 4000 Kilometer von der vermuteten Absturzstelle bis zur Insel La Réunion zurückgelegt hat, könnte es die Suchmannschaften vielmehr bestärken, in dem Gebiet weiterzusuchen.

Verrät das Wrack-Teil die Absturzursache von MH370?

Aufschluss über die Unfallursache wird wohl kein weit geschwemmtes Trümmerteil liefern können, sondern nur die Blackbox. Und diese befindet sich mit aller Wahrscheinlichkeit nicht weit von der Absturzstelle entfernt auf dem Meeresgrund – möglicherweise über 6000 Meter unter der Wasseroberfläche. (lha)

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