40 Frauen aus Prostitution befreit
Kolumbianer nutzen venezolanische Flüchtlinge aus

Tausende Venezolaner Flüchtlinge kommen täglich an der kolumbianischen Grenze an. Statt Hilfe zu erhalten werden vor allem Frauen ausgenutzt und als Sklaven oder Prostituierte in die grossen Städte verkauft.
Publiziert: 23.11.2018 um 19:51 Uhr
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Aktualisiert: 26.11.2018 um 09:09 Uhr
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Das Poulet wiegt rund 2,5 Kilo. In Venezuela kostete das wegen der Inflation stolze 14,6 Millionen Bolivar.
Foto: REUTERS
Fabian Vogt, Medellin (Kolumbien)

In den vergangenen fünf Jahren haben mehr als zwei Millionen Venezolaner ihre Heimat verlassen. Schuld daran ist ein autoritärer Pseudo-Sozialismus, begonnen vor der Jahrtausendwende vom ehemaligen venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez (†58) und weitergeführt von seinem Nachfolger Nicolás Maduro (55), der aus dem einstigen Vorbild-Staat Südamerikas ein Schreckgespenst gemacht hat. Statt zu investieren und zu produzieren, ruhte sich die Regierung auf ihren Bodenschätzen aus, fütterte die Vetternwirtschaft und ruinierte das Land mit massiver Misswirtschaft.

Die Folgen: In Venezuela gibt es nichts mehr. Weder Lebensmittel noch Medikamente, sogar das Benzin ist ausgegangen! Dies in einem Land, das über eines der weltweit grössten Erdölvorkommen verfügt. Alleine im letzten Jahr ging die Wirtschaftsleistung um knapp 20 Prozent zurück, das Land leidet unter einer Inflation von Zweihunderttausend Prozent, dieses Jahr könnte die Millionen-Grenze erreicht werden, rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF) vor. Präsident Maduro ignoriert die Notleidende Bevölkerung, die einerseits kein Geld mehr hat, aber auch wenn sie welches hätte, ohnehin nichts damit kaufen könnte.

Von der Armut in die Bredouille

Ein besseres Leben wollen die Venezolaner in den Nachbarstaaten finden, Kolumbien ist dabei erste Anlaufstelle. Täglich kommen alleine in der Grenzstadt Cúcutas Tausende Flüchtlinge an, die «Migranten-Karawane» an der US-Grenze wirkt dagegen wie ein Klassenausflug. 

Doch die Flüchtenden erhalten in Kolumbien oftmals nicht die Hilfe, die sie sich erhoffen. Das Land ist überfordert, es gibt weder eine Strategie noch die nötige Infrastruktur, um die Venezolaner aufzunehmen oder ihnen mindestens die Weiterreise nach Chile oder Argentinien ermöglichen zu können. Überall, wo die Flüchtlinge auf die arme kolumbianische Bevölkerung treffen, gibt es Konflikte. Der Kampf um lebensnotwendige Ressourcen ist hart. Das Chaos machen sich Kriminelle zu nutzen, welche die Notlage der Flüchtlinge gnadenlos ausnutzen. Besonders betroffen sind junge Frauen.

Alleine diesen Donnerstag wurden 40 venezolanische Frauen aus einem Zuhälterring in Kolumbien befreit, berichten kolumbianische Behörden. Laut Staatsanwalt Nestor Martinez seien die Frauen direkt in Cúcuta aufgegriffen und in die Hauptstadt Bogota gebracht worden. Dort seien sie zur Prostitution gezwungen worden und hätten nur 15 Minuten Freizeit pro Tag gehabt. Bei Schwangerschaften habe ein von den Peinigern beauftragter Arzt Abtreibungen vorgenommen.

Keine Besserung in Sicht

Obwohl die kolumbianischen Behörden dem Thema eine hohe Priorität geben, gilt als sicher, dass täglich mehr Flüchtlinge in die Prostitution oder in die Sklaverei gezwungen werden. In der venezolanischen Hauptstadt Caracas wird die gesamte Flüchtlingsproblematik ignoriert, wer gegen das Regime aufmuckt, wird eingesperrt oder umgebracht. Man ist dort überzeugt, alles richtig zu machen.

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