36 Zivilisten in Syrien getötet
Putin bombardiert nicht den IS

Präsident Putin hat gestern offiziell die Erlaubnis für einen Militäreinsatz für Assad und gegen den IS erhalten – und sogleich erste Luftschläge ausführen lassen. Mindestens 36 Zivilisten kamen ums Leben.
Publiziert: 30.09.2015 um 18:14 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 19:22 Uhr
Dutzende Tote: Erste Putin-Bomben auf Syrien
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:Dutzende Tote: Erste Putin-Bomben auf Syrien

Russland hat gestern erste Luftangriffe in Syrien durchgeführt!

Kampfjets hätten Munitionsdepots und Treibstofflager der Terror-Miliz Islamischer Staat etwa 200 Kilometer von Damaskus entfernt bombardiert, sagte Generalmajor Igor Konaschenkow vom Verteidigungsministerium in Moskau der Agentur Interfax zufolge. Die Rede ist von 20 Angriffen auf acht IS-Stellungen.

Die Angriffe fanden in den zentralen Provinzen Hama und Homs sowie in der Küstenprovinz Latakia statt. Die dort bombardierten Gebiete werden allerdings überwiegend nicht von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), sondern von der mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbundenen Al-Nusra-Front und anderen islamistischen Gruppen kontrolliert.

Auch aus diplomatischen Kreisen in Paris hiess es, die russischen Luftangriffe hätten sich offenbar nicht gegen die IS-Extremisten gerichtet. Das Ziel seien vielmehr «Oppositionsgruppen» gewesen. Die Angriffe seien daher vor allem eine Unterstützung der Regierung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad gewesen.

Russland hat USA informiert

Auf Amateuraufnahmen, die im Internet kursieren, sind Rauchsäulen und brennende Häuser zu sehen. Zahlreiche Menschen seien in Panik geflüchtet, hiess es. Bei den Angriffen sollen unbestätigten Angaben zufolge mindestens 65 Menschen getötet worden sein.

Kurz vor den Angriffen habe ein russischer General die US-Botschaft in Bagdad über den Angriff informiert, berichtete der TV-Sender CNN. Der General habe einem Militärattaché gesagt, dass der Angriff innerhalb einer Stunde stattfinden werde, ohne den Ort zu nennen, hiess es. Zudem habe er die USA aufgefordert, Kampfflugzeuge aus dem syrischen Luftraum abzuziehen.

36 Zivilisten getötet

Nach Angaben der in Grossbritannien ansässigen oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte kamen bei den russischen Luftangriffen mindestens 27 Menschen ums Leben. Andere Aktivisten berichteten von mehr 36 toten Zivilisten, darunter Frauen und Kinder.

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Engster Partner

Putin sagt weiterhin, dass die Angriffe dem Terrorismus gelten. «Der einzige richtige Weg im Kampf gegen den internationalen Terrorismus ist es, vorausschauend zu handeln», sagte Putin. «Kämpfer und Terroristen» müssten in den Gebieten bekämpft und vernichtet werden, die sie bereits erobert hätten, statt «darauf zu warten, dass sie zu uns kommen».

Russland ist einer der engsten Partner der syrischen Regierung und unterstützt den Machthaber Baschar al-Assad seit Jahren mit Waffen. In den vergangenen Wochen hatte Moskau seine Militärhilfe für Damaskus verstärkt.

USA sind verärgert

Kritik an den Luftangriffen hagelt es derweil aus den USA. Aussenminister John Kerry hat sich bei seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow beschwert und die Angriffe als «kontraproduktiv» eingestuft.

Laut Medienberichten wurden offenbar auch durch die CIA ausgebildete Kämpfer durch die russischen Luftangriffe getötet worden sein. Nun sollen Militärvertreter beider Seiten schnellstmöglich zu einem Gespräch zusammenkommen. (bau/kab/gru/SDA)

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