Die Zahl der Opfer dürfte allerdings weiter steigen. Noch immer werden 300 bis 350 Menschen vermisst, und die Überlebenschancen der Verschütteten sinken mit jeder Stunde. Einsatzleiter Sergio Cabañas sagte, es sei sehr unwahrscheinlich, noch Überlebende aus den Trümmern zu bergen.
Der Erdrutsch ereignete sich in der Nacht auf Freitag. Nach 72 Stunden gilt es allgemein als unwahrscheinlich, weitere Überlebende zu finden. Diese Frist läuft in der Nacht zum Montag ab.
1800 Helfer im Einsatz
Bei den Bergungsarbeiten in der Siedlung Cambray II am Rande von Guatemala-Stadt waren rund 1800 Helfer im Einsatz. Am Sonntag schlossen sich sechzig Spezialisten des Katastrophenschutzes und der Marine aus Mexiko den Rettungskräften an. Mit schwerem Gerät schafften sie Erde zur Seite, um zu den Verschütteten vorzudringen.
«Gott sei den Toten gnädig, schenke den Verletzten Linderung, tröste die Angehörigen und gebe den Rettungskräften Kraft», schrieb Präsident Alejandro Maldonado auf Twitter.
Papst betet für die Opfer
Papst Franziskus gedachte am Sonntag beim Angelus-Gebet den Opfern des Unglücks. «Ich möchte ein Gebet für die Opfer des Erdrutsches, der in Guatemala ein ganzes Dorf mitgerissen hat, (...) sprechen. Wir sind der besonders schlimm betroffenen Bevölkerung nahe, auch mit konkreter Solidarität», sagte der Pontifex vor Zehntausenden Menschen auf dem Petersplatz in Rom.
Mexiko schickte Hilfe ins Nachbarland. «Auf Anweisung des Präsidenten entsenden wir Rettungsexperten zur Unterstützung nach Guatemala», schrieb der Leiter des mexikanischen Katastrophenschutzes, Luis Felipe Puente, auf Twitter.
125 Häuser verschüttet
Bei dem Unglück wurden 125 Häuser verschüttet. In dem Vorort von Guatemala-Stadt leben vor allem arme Familien. Einige Häuser lagen nach dem Erdrutsch bis zu zwanzig Meter unter der Erdoberfläche, wie der Feuerwehrchef Fritz García-Gallont der Zeitung «Prensa Libre» sagte. Für die Bergungsarbeiten wurde schweres Gerät herangeschafft.
Der Erdrutsch war von starken Regenfällen in den vergangenen Tagen ausgelöst worden. Der Hügel über dem Viertel brach in zwei Teile. Anwohner sagten der Zeitung, die Behörden hätten sie nie vor den Gefahren gewarnt. Gemäss Medienberichten hatte der Katastrophenschutz den Bezirk allerdings schon vor Jahren als Risikozone deklariert und die Gemeindeverwaltung darüber informiert. (sda/gru)