Auf Anweisung von Präsident Nicolás Maduro zieht sich Venezuela aus der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) zurück. Das kündigte Aussenministerin Delcy Rodriguez am Mittwochabend (Ortszeit) in Caracas an.
Ihr Land werde der OAS am Donnerstag ein entsprechendes Beschwerdeschreiben vorlegen, das den 24 Monate dauernden Austrittsprozess aus dem Staatenbund einleiten werde, sagte Rodriguez in einer Fernsehansprache. Hintergrund ist die wiederholte Kritik der Organisation an Venezuelas sozialistischer Regierung angesichts der schwerwiegenden politischen Krise im Land.
Venezuela war zuletzt wegen des gewaltsamen Vorgehens gegen Demonstranten von der OAS massiv kritisiert worden. Vor knapp zwei Wochen hatte die Organisation Neuwahlen in Venezuela gefordert.
32 Tote seit April
Die Lage in Venezuela ist seit Wochen äusserst angespannt. Der blutige Machtkampf in Venezuela forderte nach Zusammenstössen bei Demonstrationen währenddessen zwei weitere Todesopfer gefordert. Damit kamen seit Anfang April bereits 32 Menschen ums Leben.
Der Bürgermeister des Stadtteils Chacao in der Hauptstadt Caracas, Ramón Muchacho, teilte mit, dass ein 20-Jähriger am Mittwoch durch eine in sein Gesicht abgefeuerte Tränengasgranate getötet worden sei. Zudem starb nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft ein durch Schüsse verletzter 22-Jähriger im Spital der Stadt Valencia.
1200 Festnahmen
Laut Generalstaatsanwältin Luisa Ortega wurden bis fast 500 Menschen verletzt und über 1200 festgenommen. Die Opposition warnt vor einer Diktatur durch Präsident Nicolás Maduro und will Neuwahlen. Unterdessen wurde bekannt, dass drei Soldaten aus Protest gegen Maduro desertiert seien und im Nachbarland Kolumbien um Asyl baten.
Die Opposition hatte die Parlamentswahlen 2015 klar gewonnen, Maduro regiert mit Notstandsdekreten aber weitgehend am Parlament vorbei. Maduro will 500'000 Miliz-Angehörige mit Gewehren ausrüsten und warnt vor einem rechten Putsch gegen das Sozialismusprojekt, das von dem 2013 verstorbenen Präsidenten Hugo Chávez vor 18 Jahren begonnen wurde.
Angriffe von Banden
Videos zeigen immer wieder, wie mit den Sozialisten sympathisierende Banden Demonstrationen der Opposition angreifen - die Polizei geht zudem mit massivem Tränengaseinsätzen gegen Demonstranten vor. Maduro hingegen sagt, es gebe eine «gewalttätige Offensive» der Opposition, um eine ausländische Intervention» zu erzwingen.
Das Land mit den grössten Ölreserven leidet unter Hyperinflation und Devisenmangel - es steht am Rande der Pleite. (SDA)