Der 33-Jährige wurde wegen der Anschlagsserie 2015 in Paris bereits zu lebenslanger Haft verurteilt. Die meisten Angeklagten sitzen aus Sicherheitsgründen in einem Glaskasten. Das Urteil wird von einer zwölfköpfigen Jury gefällt. Erwartet wird es voraussichtlich im nächsten Sommer.
Bei den Angriffen am 22. März 2016 hatten drei Selbstmordattentäter der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) Bomben am Brüsseler Flughafen Zaventem sowie in einer U-Bahnstation im EU-Viertel gezündet. Dabei wurden 32 Menschen getötet und Hunderte teils schwer verletzt. Drei Monate zuvor waren bei einer islamistischen Anschlagsserie an verschiedenen Orten in Paris 130 Menschen getötet worden. Vermutet wird, dass es enge Zusammenhänge gibt.
Insgesamt sind wegen der Anschläge in Brüssel zehn Männer angeklagt. Einer fehlt jedoch vor Gericht: Vermutlich kam er im Bürgerkriegsland Syrien ums Leben. Acht Angeklagten wird 32-facher terroristischer Mord, versuchter terroristischer Mord an 695 Menschen sowie die Beteiligung an Aktivitäten einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Dem neunten legt die Staatsanwaltschaft lediglich den dritten Punkt zur Last.
Das Verfahren wurde am Vormittag von der Präsidentin des Gerichts, Laurence Massart, eröffnet. Sie fragte die neun Angeklagten nach Namen, Alter, Beruf, Geburts- und Wohnort. Abdeslam erschien im weissen Wollpulli und antwortete: «33 Jahre. Elektromechaniker.» In einer Pause unterhielt er sich lachend mit den anderen Angeklagten. Ein anderer mutmasslicher Islamist, Mohammed Abrini, beklagte sich über die Bedingungen beim Transport zum Gericht.
Abrini war beim Anschlag auf den Brüsseler Flughafen als «Mann mit Hut» auf Kamerabildern aufgetaucht. Er sagte, er habe sich für den Transport zum Prozess ausziehen und «laute satanische Musik» anhören müssen. «Seit sieben Jahren ertragen wir Ihre Rache», sagte Abribi. Er werde keine Fragen beantworten, wenn das so weitergehe. Auch einige Anwälte beschwerten sich über die Bedingungen für den Transport.
Wegen eines Streits über die Sicherheitsvorkehrungen musste der ursprünglich für Mitte Oktober geplante Beginn des Prozesses verschoben werden. Die Angeklagten sollten zunächst in Einzelkabinen sitzen. Dagegen hatte sich die Verteidigung gewehrt. Nun sitzen sie zusammen, vor vermummten Sicherheitsbeamten, und können durch Lücken im Kasten mit ihren Anwälten sprechen. Zwei Angeklagte, gegen die die Vorwürfe weniger schwer sind, sitzen nicht in dem Glaskasten.
Im Saal waren am Montag auch einige der 900 Nebenklägerinnen und -kläger. Wegen der Grösse des Prozesses findet der Prozess in umgebauten Räumen des früheren Nato-Hauptquartiers statt. Sechs bis neun Monate soll das Verfahren dauern. Für viele Opfer und Angehörige ist der Prozess nicht einfach. «Wir werden sehen», sagt Gaetan Meuleman der Deutschen Presse-Agentur. Er ist Sprecher der Organisation Life4Brussels (Leben für Brüssel), die die Opfer der Anschläge vertritt.
Sechs Angeklagte - auch Abdeslam - wurden bereits im Prozess um die Pariser Attentate am 13. November 2015 verurteilt. Die Anschläge in der französischen und in der belgischen Hauptstadt gehen wahrscheinlich auf dieselbe Terrorzelle zurück.
(SDA)