Es erklang die Nationalhymne, eine Ehrengarde feuerte zum Salut, wie das Präsidialamt am Dienstag mitteilte. Am Nachmittag wird Poroschenko zu einer Gedenkveranstaltung am Unglücksreaktor erwartet. Er will dort einen Kranz niederlegen.
Begleitet wird Poroschenko vom Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), Suma Chakrabarti. Unterzeichnet wird ein Abkommen über 40 Millionen Euro für ein Lager für Atommüll.
Der russische Präsident Wladimir Putin würdigte den Mut und die Selbstaufopferung der damaligen Helfer gewürdigt. «Tschernobyl ist eine ernste Lehre für die ganze Menschheit geworden, und die Folgen hallen wie ein raues Echo bis heute nach - auf die Umwelt und die Gesundheit der Menschen», schrieb Putin in einem Telegramm an die sogenannten Liquidatoren in Moskau.
Ohne den heldenhaften Einsatz der Helfer hätte die Tragödie noch viel schlimmere Ausmasse annehmen können, sagte der Kremlchef. «Viele von ihnen haben ihr eigenes Leben geopfert, um andere zu retten. Wir verneigen uns im Gedächtnis an die Verstorbenen.»
Bereits am späten Montagabend hatte die Umweltschutzorganisation Greenpeace die Opfer des Super-GAUs geehrt. In einer bewegenden Inszenierung projizierten die Umweltschützer rund 40 Bilder auf die Aussenwand des massiven Sarkophags über dem Reaktor, darunter Fotos von Opfern.
«Tschernobyl war und ist die bisher schlimmste Katastrophe, seit es die Atomkraft gibt», sagte Tobias Münchmeyer, politischer Sprecher von Greenpeace Deutschland. «Auch 30 Jahre nach Tschernobyl ist die Lage keineswegs unter Kontrolle», sagte er. «Niemand weiss, wie mit den hoch radioaktiven Abfällen unter dem Sarkophag umgegangen werden soll.»
In der Nacht hatten zahlreiche Menschen Blumen am Denkmal für die Opfer in der Kleinstadt Slawutitsch nahe des Unglücksortes nieder und zündeten Kerzen an.
Bei der Explosion des Reaktorblocks 4 im Atomkraftwerk von Tschernobyl waren am frühen Morgen des 26. April 1986 grosse Mengen Radioaktivität freigesetzt worden, die weite Gebiete der damaligen Sowjetunion und Europas verstrahlten.
Die Zahl der Todesfälle, die langfristig auf den Super-GAU zurückzuführen sind, ist umstritten: Ein UNO-Gutachten rechnete 2005 mit bis zu 4000 Strahlentoten, die Umweltorganisation Greenpeace geht langfristig eher von 100'000 Toten aus.
Noch heute befinden sich rund 200 Tonnen Uran in dem Reaktor, eine dicke Zementhülle ummantelt sie. Die Hülle droht aber brüchig zu werden, deshalb soll mit internationaler Hilfe bis zum kommenden Jahr ein neuer 25'000 Tonnen schwerer Stahlmantel fertiggestellt werden.