Nach dem Abzug der Amerikaner aus Syrien stürzen sich die Geier auf das in der Agonie liegende Land. Allen voran Wladimir Putin (67). Der russische Präsident profitiert am meisten von der neuen Ordnung, zu der das Machtvakuum geführt hat.
Am Dienstag besprachen Putin und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (65) im russischen Olympia-Ort Sotschi das weitere Vorgehen in Syrien. Beschlossen wurde unter anderem, dass die Waffenruhe bis nächsten Dienstag verlängert wird. Während mehrere Parteien unter dem Abzug der Amerikaner profitieren, leiden andere. BLICK zieht Bilanz im blutigen Konflikt.
Die Sieger
Herrscher Putin: Den grössten Nutzen aus der veränderten Lage zieht der russische Präsident Wladimir Putin. Russland ist in Syrien die neue Ordnungsmacht. Putin zwingt den türkischen Präsidenten Erdogan, dessen Erzfeind, dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad (54), die Hand zu reichen und ihn als rechtmässigen Herrscher über Syrien anzuerkennen. Putin schickt nun auch Soldaten nach Nordsyrien. Sie werden neben der von der Türkei bestimmten Pufferzone zusammen mit Assad-Soldaten die Kontrolle übernehmen, wobei türkische Soldaten in Grenznähe mitpatrouillieren dürfen.
Eroberer Erdogan: Der türkische Präsident hat mit seiner Invasion in Nordsyrien vorgespurt und erhält von Putin die gewünschte Pufferzone an der Grenze. Putin wird ihn – wenn auch mit Einschränkungen – weiter gewähren lassen, weil er ihn für die Nachkriegsordnung in Syrien braucht und er die Nato spaltet.
Marionette Assad: Putin sorgt dafür, dass der syrische Diktator die Macht über fast das ganze Land zurückbekommt. Allerdings muss sich der Putin-Vasall mit türkischer Präsenz im Norden abfinden.
Die Verlierer
Schutzlose Kurden: Nach dem Abzug der Amerikaner hängt ihre Zukunft nun von den Russen ab. Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG, die von den Türken als Terroristen eingestuft werden, mussten sich auf Druck in den Süden zurückziehen. Ihre Autonomie ist in noch weitere Ferne gerückt.
Ratlose Nato: Nach der Invasion der Türkei in Syrien herrscht im Bündnis, das eigentlich für Stabilität sorgen soll, Ratlosigkeit: Wie soll man reagieren, wenn syrische oder kurdische Kräfte die Soldaten von Nato-Mitglied Türkei angreifen?
Angsthase Trump: US-Präsident Donald Trump (73) hat in den vergangenen Tagen praktisch alle Truppen aus Nordsyrien abgezogen. Er ebnete damit den Türken den Weg zum Einmarsch, bei dem Hunderte von IS-Kämpfern aus Gefängnissen befreit wurden. Die Glaubwürdigkeit der USA als Weltpolizei leidet – bei den Kurden gilt Trump nur noch als Verräter.