24 Menschen getötet?
«Speed Freak Killer» zeichnet der Polizei eine Leichen-Karte

Sie kennen sich seit ihrer Kindheit. Und sie schlugen beide einen mörderischen Weg ein: Aus Wesley Shermantine und Loren Herzog wurden brutale Serienmörder.
Publiziert: 13.02.2012 um 17:30 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 09:24 Uhr
Von Ann Guenter

«Es ist ein schrecklicher Anblick, wirklich ein schrecklicher Anblick», sagt Deputy Les Garcia. Er steht fast 14 Meter tief in einem stillgelegten Brunnen ausserhalb der Stadt Linden in Kalifornien. Um Garcia herum liegen Knochen, Mäntel, Schuhe, Handtaschen und Schmuck – hier haben zwei Serienmörder ihre Opfer abgelegt.

Auf den Brunnen mit den menschlichen Überresten stiess die Polizei dank einer Karte – gezeichnet von Wesley Shermantine, einem der beiden Serienkiller. Doch Shermantine hatte nicht nur den Brunnen bei Linden markiert, sondern noch zwei weitere Stellen auf einer verlassenen Ranch in der Nähe der Stadt San Andreas. Letzte Woche fand die Polizei hier tatsächlich die Überreste der 16-jährigen Chevelle Wheeler, die seit 1985 vermisst wurde, sowie die Leiche der 25-jährigen Cyndi Vanderheiden, die 1998 spurlos verschwand. Seit Sonntag gräbt die Polizei nun in Linden. Bislang zählte sie 300 menschliche Knochen in dem Brunnen.

Der 45-jährige Shermantine und sein Kindheitsfreund Loren Herzog (†46) sollen bis zu 24 Menschen auf dem Gewissen haben. Es könnten sogar noch mehr sein, befürchten die Ermittler. Denn mit dem Töten hatten die beiden Männer früh begonnen.

«Hören Sie die Herzschläge all der Familien, die ich hier vergraben habe»

Als Kinder töteten Herzog und Shermantine gerne Tiere und erkundeten alte Minen und Brunnen. «Loren stellte sich vor, wo er am besten Leichen verstecken könnte», erzählte Shermantine später.

Die beiden waren noch keine 21 Jahre alt, da hatten sie bereits mehrere Menschen umgebracht. Die Frauen oft vergewaltigt und erstochen, Männer meist erschossen. In den 90er Jahren erreichte ihre Mordserie den Höhepunkt. Das Killer-Duo erhielt den Übernamen «Speed Freak Killers», weil es am liebsten unter Drogeneinfluss tötete. Shermantine und Herzog gingen wahllos vor, machten zwischen 1984 und 1999 regelrecht Jagd auf Menschen. «Einmal erschoss Loren in Utah einfach so einen Mann, dessen Wagen auf der Autobahn streikte», so Shermantine.

Am 19. März 1999 fasste die Polizei die beiden Killer. Shermantine wurde 2001 zum Tode verurteilt. Ihm konnten aber «nur» vier Morde nachgewiesen werden. Loren Herzog kriegt 77 Jahre Haft. Die Ermittler waren frustriert. Sie vermuteten, dass es noch weitere Leichen gab, fanden diese aber nicht. Aussagen von Zeugen liessen nichts Gutes erahnen: «Bei einem Streit sagte Shermantine zu mir: ‹Hören Sie sich die Herzschläge all der Leute an, die ich hier vergraben habe. Hören Sie sich die Herzschläge all der Familien an, die ich hier vergraben habe.»

Der Frust der Ermittler stieg ins Unermessliche, als Herzog nach wenigen Jahren Gefängnis auf Bewährung frei kam.

Ein 32'000-Dollar-Deal mit einem Kopfgeldjäger

Vor einem Monat kam unerwartet Bewegung in den Fall. Shermantine bot dem Kopfgeldjäger Leonardo Padilla einen Deal an. Für 32'000 Dollar würde er verraten, wo weitere Leichen lägen. Mit dem Geld wollte er Grabsteine für seine Eltern finanzieren und seinen Söhnen ein Erbe bereitstellen. Padilla willigte ein.

Dann besuchte der Kopfgeldjäger den freigelassenen Loren Herzog, der in einem Wohnwagen ausserhalb von Susanville lebte. Padilla berichtete dem Ex-Knasti, dass sein Kumpane Shermantine reden wolle. Einen Tag später erhängte sich Herzog mit einem Bettlaken. Er wusste, dass wegen Shermantine weitere Leichen gefunden würden und er wohl wieder im Gefängnis landen würde. 

«Er ist ein Feigling», so Killer Shermantine zum Tod seines einstigen Freundes, «er hat den einfachen Weg raus genommen.» Es ist fraglich, ob er von Kopfgeldjäger Padilla, der als Bürgermeister von Sacramento kandidieren will, sein Geld für die makabre Leichen-Karte bekommen wird. 

Shermantine nutzt bereits andere Vorteile für sich. Seit Loren Herzog tot ist, hat er gegenüber der Polizei angegeben, dass jede neu entdeckte Leiche auf das Konto seines Kindheits-Freundes gehe.

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