EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ist im vergangenen Jahr 23 Mal mit einem Privatjet geflogen. Damit liegt sie bei den 27 EU-Kommissaren mit weitem Abstand vorne.
Die Kommission insgesamt kam 2023 nur auf 29 solcher Flüge, wie aus einem Papier hervorgeht, das der EU-Politiker und Linkenvorsitzende Martin Schirdewan angefragt hatte und der Nachrichtenagentur DPA vorlag. Laut einem Verhaltenskodex für Kommissionsmitglieder sollen Privatflugzeuge nur in Ausnahmefällen genutzt werden. Zuvor hatte der «Spiegel» am Donnerstag berichtet.
«Es ist eine Schande»
Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell reiste in dem Zeitraum lediglich zweimal mit einem privaten Flugzeug, wie aus dem Papier hervorgeht. Von der Leyen reiste der Auflistung nach im Jahr 2023 unter anderem dreimal mit einem Privatflugzeug zwischen Brüssel und Strassburg, den beiden Sitzen des EU-Parlaments.
Es gibt Zugverbindungen, die für die Strecke unter fünf Stunden brauchen. In dem Verhaltenskodex für Kommissionsmitglieder heisst es: «Alle Optionen, einschliesslich einer alternativen Terminplanung, sollten sorgfältig geprüft werden, damit das Lufttaxi nur als letzte Option in Betracht kommt.»
«Es ist eine Schande, dass die Kommissionspräsidentin angesichts der Klimakrise immer noch auf Privatflieger setzt», sagte Schirdewan der Zeitung. Für Kommissionsmitglieder und ihre Mitarbeiter solle gelten, dass Flüge zu Zielen, die mit dem Zug innerhalb von sechs Stunden zurückgelegt werden können, nicht erlaubt sind. «Die Menschen mit wenig Geld zum Energiesparen aufrufen, aber selber im Privatjet von A nach B zu fliegen, ist dreist.» (SDA)