Der tödliche Luftangriff auf ein Spital im nordafghanischen Kundus geht nach Angaben des US-Kommandanten der internationalen Truppen in dem Land auf einen Fehler in der US-Kommandokette zurück.
General John Campbell sagte gestern vor dem Streitkräfteausschuss des US-Senats, das afghanische Militär habe im Kampf gegen die radikal-islamischen Taliban in Kundus um Unterstützung gebeten. Die US-Armee habe darauf mit Luftangriffen reagiert.
«Um es klar zu sagen: Die Entscheidung für Luftangriffe war eine Entscheidung der USA, sie ist gefallen innerhalb der Kommandokette der USA», sagte Campbell. Das Krankenhaus sei versehentlich getroffen worden, erklärte der General. «Wir würden niemals absichtlich auf eine geschützte medizinische Einrichtung feuern.»
Alle Hilfsorganisationen abgezogen
Bei dem Angriff auf das Spital der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen wurden am Samstag 22 Menschen getötet. Die Organisation machte den USA schwere Vorwürfe, sprach von einem Kriegsverbrechen und forderte eine unabhängige Untersuchung des Vorfalles. Das Spital sei «wiederholt und präzise» getroffen worden, «während der Rest Geländes grösstenteils unbeschadet» blieb.
Unterdessen haben laut der Uno alle humanitären Hilfsorganisationen die Stadt verlassen. Generell sei die Lage angesichts der Kämpfe sehr kritisch, teilte das Uno-Büro zur Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA) gestern in Genf mit.
In den meisten Teilen der 300'000-Einwohner-Stadt sei die Wasser- und Elektrizitätsversorgung unterbrochen. Tausende Familien seien auf der Flucht. Ein sicherer Zugang der Hilfsorganisationen in die Stadt sei derzeit wegen drohender Überfälle nicht möglich. (SDA/lex)