Sie haben – zusammen – zwei Beine, zwei Arme, zwei Oberkörper, zwei Köpfe. Und zwei komplett verschiedene Persönlichkeiten. Die siamesischen Zwillinge Lupita und Carmen Andrade teilen seit ihrer Geburt vor 22 Jahren einen Körper. Das hindert die US-Zwillingsschwestern nicht daran, Auto zu fahren, auszugehen und das Leben in vollen Zügen zu geniessen. Auch wenn sie nicht immer gleicher Meinung sind.
Ihre Charaktere könnten aber nicht unterschiedlicher sein, wie sie dem US-Portal «Today» erzählten. So ist Carmen beispielsweise für das Fahren zuständig. Weil sie das rechte Bein kontrolliert. Lupita kümmert sich um die Musik und Navigation. Auch haben sie unterschiedliche Haarlängen, Brillen, Piercings – und persönliche Vorlieben.
30 von 100 siamesischen Zwillingen versterben. Auf eine Million Geburten kommt nur etwa ein siemesisches Zwillingspaar. Rund 70% sind im Brustbereich miteinander verwachsen – weniger als 2% am Kopf. Erfolgt eine Trennung während der vierten und 14. Woche, so liegt die Überlebenschance bei 90%.
30 von 100 siamesischen Zwillingen versterben. Auf eine Million Geburten kommt nur etwa ein siemesisches Zwillingspaar. Rund 70% sind im Brustbereich miteinander verwachsen – weniger als 2% am Kopf. Erfolgt eine Trennung während der vierten und 14. Woche, so liegt die Überlebenschance bei 90%.
Besonders, was das Liebesleben betrifft, haben die beiden verschiedene Vorstellungen. «Ich bin asexuell», sagt Lupita. «Aber ich möchte, dass Carmen ihre Sexualität auslebt. Ich weiss, dass ihr das wichtig ist.» Carmen: «Ich habe meinen Freund Daniel McCormack im Oktober 2020 über eine Dating-App kennengelernt.» Seit zweieinhalb Jahren seien sie zusammen. Sie wollen sich verloben, aber erst einmal zusammen leben. Daniel komme auch «sehr gut mit meiner Schwester aus».
Wenn Carmen schläft, redet Daniel mit ihrer Schwester
Sie habe auch gegenüber Daniel nie versucht, zu verbergen, dass sie ein siamesischer Zwilling sei. Diese Offenheit habe ihr «eine Menge Nachrichten von Männern mit Fetischen» eingebracht. «Mit Daniel wusste ich sofort, dass er anders ist als alle anderen.»
Sie sei oft länger wach als Lupita, sagt Carmen. Aber wenn Daniel bei ihr übernachte, schlafe sie schnell ein. «Er bleibt wach und redet mit meiner Schwester.»
Manchmal plage sie schon ein schlechtes Gewissen. Sie möchte so viel Zeit mit Daniel verbringen. Also suchen die Schwestern den Mittelweg. Carmen: «Zum Beispiel wählt Lupita aus, wohin wir zum Essen gehen oder was wir unternehmen.»
Trennungsoperation war zu riskant
Daniel und sie lieben Kinder, doch eigene möchten sie keine haben. «Lupita und ich können nicht schwanger werden», sagt Carmen. «Wir haben Endometriose und nehmen ausserdem einen Hormonblocker, der unsere Menstruation verhindert.»
Die beiden Frauen waren als Babys von Mexiko in die USA gezogen, wo sie jetzt in Connecticut leben. Ihre Eltern hätten auch eine Trennungsoperation erwogen, als sie noch jünger waren. Doch diese schien zu riskant, da sie viele innere Organe teilen.
An die immer gleichen Kommentare und Sprüche hätten sie sich inzwischen gewöhnt. «Heute bekommen wir viele Fragen über Sex und wie wir auf die Toilette gehen und solche Sachen», sagt Lupita.
«Kribbeln im Bauch»
Trotz der Herausforderungen versuchen die Zwillinge, das Leben zu geniessen. Sie gehen ins Kino, besuchen Konzerte und reisen. Sie hätten auch den gleichen Kleidergeschmack. Ihre Kleider stellen sie in der Regel selbst her. Sie kaufen zwei gleiche Teile und nähen sie zusammen. Die beiden studieren auch zusammen an der Uni. Carmen – sie liebt Hunde – will Tierarzthelferin werden. Lupita hofft, im gleichen Bereich als Technikerin arbeiten zu können.
Was sie verbinde, das seien ihre Emotionen. Die seien jeweils miteinander im Einklang. «Kürzlich waren wir in einem Geschäft», erzählt Carmen. «Ich spürte ein seltsames Kribbeln im Bauch. Ich wusste, dass es von meiner Schwester kam. Ein Mann tat so, als würde er seine Tochter filmen, aber in Wirklichkeit hat er uns gefilmt. Ich habe es nicht bemerkt, aber Lupita schon. Sie ist viel aufmerksamer.» (kes)