Nach tagelangen Gefechten mit etwa 400 Kämpfern des Islamischen Staats (IS) hat die irakische Armee in der etwa 100 Kilometer von der Hauptstadt entfernten Stadt Ramadi die Kontrolle zurückerlangt. Regierungssoldaten hissten gestern die Nationalflagge auf dem Sitz der Provinzregierung. Die Einwohner kehren nach und nach in die Stadt zurück. Jetzt gilt es, die zahlreichen vom IS hinterlassenen Sprengfallen zu entschärfen.
Der irakische Ministerpräsident Haider al-Abadi gibt sich nach dem wichtigen Etappensieg zuversichtlich: «Wenn 2015 das Jahr der Befreiung war, wird 2016 das Jahr des grossen Sieges, des finalen Sieges», sagte er in einer Fernsehansprache. Al-Abadi gratulierte seinen Soldaten für die Befreiung Ramadis und versprach, die Dschihadisten im nächsten Jahr aus dem ganzen Land zu vertreiben.
«Wir werden Mossul befreien», sagte der Regierungschef. Das werde der Terror-Miliz den «tödlichen Stoss» versetzen.
Der IS hatte die Millionenstadt, in deren Umgebung es wichtige Ölfelder gibt, im Juni 2014 eingenommen. Mossul ist die grösste Stadt unter der Kontrolle der Dschihadisten. IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi verkündete dort in einer Moschee die Gründung seines «Kalifats».
Mit einer Rückeroberung wäre dem IS eine wichtige Lebensgrundlage entzogen, weil die Dschihadisten in der bevölkerungsreichen Stadt Steuern einziehen und vom Handel mit Erdöl profitieren, das in der Region gefördert wird.
Wie hoch der Preis war für die Rückeroberung der kleineren Stadt Ramadi, ist unklar. Wie Ärzte berichten, wurden allein am Sonntag fast 100 Soldaten in Spitäler gebracht.
Wieviele der 400 IS-Kämpfer getötet wurden und wieviele sich auf der Flucht befinden oder sich noch irgendwo in Ramadi versteckt halten, ist nicht bekannt.
International brachte die Rückeroberung Ramadis der irakischen Regierung und ihrer Armee grosses Lob ein: US-Aussenminister John Kerry gratulierte den «tapferen» Soldaten. Der französische Präsident François Hollande bezeichnete den Triumph als bisher «wichtigsten Sieg» im Kampf gegen den IS. Der deutsche Aussenminister Frank-Walter Steinmeier zeigte sich erleichtert, dass der «IS nicht unbesiegbar ist, weder im Irak noch in Syrien.» (noo)