Anfang März schlug der Uno-Nothilfekoordinator Stephen O'Brien Alarm: «Es droht die grösste humanitäre Krise seit Ende des Zweiten Weltkriegs.» 20 Millionen Menschen könnten wegen der Hungersnot in Ostafrika sterben.
Hungersnot: ein Wort, das die Uno nicht leichtfertig ausspricht. Letztmals fiel es 2011. Von Hungersnot ist dann die Rede, wenn 30 Prozent der Bevölkerung akut unterernährt sind; wenn pro Person und Tag weniger als vier Liter Wasser zur Verfügung stehen; wenn Menschen viel weniger als 2100 Kalorien täglich essen; wenn täglich von 10'000 Menschen zwei sterben (siehe Grafik).
Bereits 2011 erlebte Ostafrika die verheerendste Dürre seit 60 Jahren. Verstärkt durch den Klimawandel, fallen die Regenzeiten immer öfter aus. Die Region erlebt nun zum zweiten Jahr in Folge eine erneute Dürre. Nicht einmal die Hälfte des üblichen Regens ist dieses Jahr gefallen, in Somalia weniger als ein Drittel.
Der fehlende Regen ist nicht der alleinige Grund für den Hunger. Vielmehr leidet die Region unter der unglücklichen Verkettung aus Dürre und politischer Krise.
In Südsudan, Jemen und Nigeria herrscht Krieg. Der Hafen in Jemen etwa ist bombardiert worden. Kommen Lebensmittel in Schiffen an, dauert es oft Tage oder Wochen, bis sie entladen werden. Meist sind sie bis dann verdorben.
Die Hauptschuld an der Hungerkrise tragen jedoch korrupte, autokratische Herrscher, die sich bloss für ihre Macht und ihren Reichtum interessieren. Das Leid der Bevölkerung ist ihnen egal – denn selbst bei Hungerkatastrophen haben sie nichts zu befürchten.
Sträflich vernachlässigen sie die eigene Landwirtschaft mit einer verantwortungslosen Politik. Darum müssen viele afrikanische Staaten Nahrungsmittel teuer importieren, obwohl Hunderte Millionen Kleinbauern in der Landwirtschaft tätig sind. Experten schätzen, dass auf dem Kontinent 600 Millionen Hektaren Land brachliegen. Hinzu kommt, dass die Sahelzone – verstärkt durch den Klimawandel – zunehmend versteppt.
Die tödlichen Folgen langjähriger Misswirtschaft will die Uno mit ihren Notaktionen kurzfristig lindern. Doch die Krisen sind derzeit zu zahlreich und dauern immer länger. Und weil die internationale Gemeinschaft zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist, wird es immer schwieriger, genügend Geld aufzutreiben. 4,4 Milliarden Dollar werden dringend benötigt. Doch bisher sind bloss 430 Millionen zusammen – ein Zehntel des Bedarfs.