Schreckliche Szenen spielen sich am Dienstag in der kroatischen Stadt Petrinja ab: Das schwere Erdbeben lässt Häuser einstürzen, Steine, Ziegel und Balken fallen herab, begraben Passanten unter sich. Die Bewohner eilen zu Hilfe, suchen unter den Trümmern ihre Liebsten. Wie Dinko Radojčević, der eigentlich seine Tochter sucht – aber die 13-jährige Laura C.* findet.
Er sagt weinend zu «Jutarnij»: «Ich versuchte, sie 40 Minuten lang wiederzubeleben. Erst dann kam eine Ambulanz, ich suchte noch nach ihrem Puls.» Vergeblich. Laura C. ist tot, von herabstürzendem Trümmern getroffen. Radojčević sagt, dass er noch einen Rosenkranz um ihren Hals gehängt habe. Sie sei erst vor fünf Tagen 13 Jahre alt geworden.
«Warum muss ein Kind sterben?»
Auch ihre Mutter ist am Unglücksort. «Laura, Laura!», schreit sie immer wieder. Die Umstehenden weinen, auch Rettungskräfte können ihre Tränen nicht zurückhalten, beschreibt ein Lokalreporter die Szenen. Dinko Radojčević ist aufgebracht: «Ich bin so wütend! Nimm alles von mir, nimm mein Leben, aber warum muss ein Kind sterben?»
Laura ist nicht das einzige Opfer an diesem schwarzen Tag für Kroatien. Sieben Menschen sterben laut lokalen Medien am Dienstag. Der 65-jährige Organist einer Kirche in Žažina, Stanko Z.*, wird von herunterfallenden Steinen erschlagen, als der 15 Meter hohe Kirchturm beim Beben einstürzt. Nach sechs Stunden finden die Rettungskräfte seine Leiche.
Nachbeben sorgen für Angst und Schrecken
Am Mittwochmorgen wurde die Bevölkerung erneut von Nachbeben in Angst und Schrecken versetzt. Das European-Mediterranean Seismological Centre (EMSC) gab die Stärken mit 4,8 und 4,6 an. Die Epizentren lagen erneut rund 45 Kilometer südöstlich von Zagreb. Von neuen Opfern wurde zunächst nichts bekannt.
«Was noch nicht von den Ruinen der Stadt heruntergefallen ist, ist jetzt heruntergefallen», sagte der Bürgermeister von Petrinja, Darinko Dumbovic, im staatlichen Fernsehen HRT. Das Erdbeben hatte am Dienstag mit einer Stärke von 6,4 das Zentrum von Petrinja und das der nahe gelegenen Kreisstadt Sisak verwüstet.
Insgesamt wurden in den letzten 49 Stunden in Kroatien 38 Erdstösse verzeichnet. Bereits am Montag hatte die Erde zum ersten Mal gebebt. Erdstösse der Stärke 5,2 und 5,0 hatten zunächst nur Sachschaden angerichtet. Kroatische Seismologen rechnen mit weiteren Beben. In Petrinja verbrachten viele Menschen die Nacht zum Mittwoch aus Angst vor weiteren Erdstössen im Freien oder in ihren Autos, berichteten kroatische Medien. (neo/SDA)
*Namen bekannt