Was wird gewählt?
Heute werden die 150 Sitze in der Zweiten Kammer besetzt, die nachher den Ministerpräsidenten bestimmt. Daneben gibt es auch die Erste Kammer der Generalstaaten mit 75 Sitzen, sozusagen der Senat.
Wer tritt an?
Eine Rekordzahl von 28 Parteien will an die Macht. Weil sie teilweise sehr nahe beieinanderliegen, wird es eine Koalition mit mindestens vier Parteien brauchen. Eines ist klar: Das bisherige Bündnis der rechtsliberalen Volkspartei VVD von Ministerpräsident Mark Rutte (50) und den Sozialdemokraten kann nicht weitermachen.
Welches sind die grossen Wahlkampfthemen?
Ganz vorne steht die Einwanderung. Lange liess Hollands Integrationspolitik den Zuwanderern einen zu grossen Spielraum. Es bildeten sich Parallelgesellschaften, in denen der Islamismus wuchs. Auch das Verhältnis zur EU ist ein Thema.
Wie wirkt sich der Streit mit der Türkei auf die Wahlen aus?
Es stärkt den bisherigen Ministerpräsidenten Mark Rutte. Der hatte gesagt: «Wir lassen uns nicht unter Druck setzen oder gar erpressen.» Damit holt er auch Stimmen, die den Rechtsaussen Geert Wilders (53) unterstützen wollten.
Wer wird gewinnen?
Es gibt ein Kopf-an-Kopf-Rennen der Volkspartei für Freiheit und Demokratie (VVD) und der rechten Partei für die Freiheit (PVV) mit Geert Wilders. Beide konnten in den vergangenen Tagen mit harten Tönen gegen die Türken punkten. Bei Umfragen lag die VVD (16%) knapp vor der Rechtspartei (13%).
Könnte Wilders auch Ministerpräsident werden?
Das ist sehr unwahrscheinlich, denn keine der grossen Parteien will bis anhin mit ihm koalieren. Vermutlich wird weiterhin die VVD den Regierungschef stellen.
Kommt es zum Rechtsrutsch?
Eine generelle Bewegung nach rechts ist zu erwarten. Wenn die Partei von Wilders – wegen seines Stils und seiner blonden Tolle auch holländischer Donald Trump genannt – siegen würde, könnte dies auf Frankreich ausstrahlen und der rechten Marine Le Pen (48) Auftrieb geben. Nach dem Brexit wären ein Nexit und ein Fraxit möglich, welche die EU zum Kollabieren bringen könnten.
Warum wählen die Niederländer immer am Mittwoch?
Aus religiösen Gründen kommt das Wochenende nicht in Frage: Samstags dürfen orthodoxe Juden nicht wählen, der Sonntag ist den Protestanten heilig. Am Mittwoch wiederum fällt am wenigsten Unterricht aus, wenn Schulen zu Wahllokalen umfunktioniert werden.
Wählt die Königsfamilie mit?
König Willem-Alexander (49) hat laut Zeitung «Telegraaf» betont, dass er nicht stimmen werde. Als Staatsoberhaupt ist er Teil der Regierung und – wie seine Frau Máxima (45) – zur Neutralität verpflichtet.
Wann steht das Resultat fest?
Die Niederländer können seit 7.30 Uhr wählen, um 21 Uhr schliessen die Wahllokale. Gleich anschliessend will der TV-Sender NOS die erste Prognose des Umfrageinstituts Ipsos veröffentlichen. Hochrechnungen folgen in der Nacht. Aus Angst vor Cyberangriffen aus dem Ausland werden die Stimmen von Hand ausgezählt. (gf)