«Ein Land in Flammen» oder «Feuerhölle Australien!»: Die Nachrichten, die uns aus Down Under um den Jahreswechsel erreichten, waren schrecklich. «Ich habe Angst vor dem, was kommt», sagte Andrin Camenisch Anfang Januar zu Sonntagsblick. Der 23-jährige Ostschweizer wanderte vor zwei Jahren nach Australien aus und lebt im Bundesstaat New South Wales – also in jener Region, die am stärksten von den Bränden betroffen war.
Andrin Camenisch wünschte sich damals nur eines für seine neue Heimat: «Regen!» Nach über einem Monat und vielen heissen Nächten war es vergangene Woche endlich soweit: tagelanger Regen in und rund um Sydney! Prompt hörte man am Wochenende positive Neuigkeiten aus Australien: Unterstützt durch das Wetter hat die Feuerwehr sämtliche Buschfeuer im am schwersten betroffenen Bundesstaat New South Wales unter Kontrolle gebracht. «Alle Feuer in New South Wales sind eingedämmt», sagte ein Sprecher der Einsatzkräfte. Der Regen habe geholfen, die seit September lodernde Feuer entlang der Ostküste zu löschen. «Das sind sehr gute Nachrichten.»
Rekord-Regen – aber noch sind nicht alle Brände gelöscht
Die Busch- und Waldbrandsaison in Australien hatte dieses Mal nach monatelanger Dürre und wegen Rekordtemperaturen besonders früh begonnen. Die Feuer zerstörten im Osten und Süden des Landes mehr als zehn Millionen Hektaren Land und mehr als 2500 Häuser. 33 Menschen sowie schätzungsweise mehr als eine Milliarde Tiere starben
Die tagelangen Regenfälle – die schwersten seit 30 Jahren – halfen nun, die grössten Brandherde zu löschen und andere unter Kontrolle zu bringen. «Nicht alle Feuer sind gelöscht», betonte ein Verantwortlicher der Feuerwehr. Im Süden von New South Wales gebe es noch «Brandaktivität», aber «alle Feuer sind eingedämmt». In der Hauptstadtregion Canberra dauerte der Kampf gegen einen Buschbrand aber weiter an.
Aufräumarbeiten: Australien ändert Visa-Bestimmungen
Die australische Regierung in Canberra macht sich derweil daran, die Aufräumarbeiten zu organisieren. Ein erster Schritt: Die Visa-Beschränkungen für arbeitswillige Reisende sind gelockert worden. Damit gibt Australien Backpackern und anderen Besuchern mit Working-Holiday-Visa die Möglichkeit, bei den Reparaturarbeiten in den Brandgebieten zu helfen. Dies erklärte Einwanderungsminister Alan Tudge (48) am Montag. Die Änderung soll Landwirten und regionalen Unternehmen zugutekommen und somit der örtlichen Wirtschaft Aufwind geben.
Nach den neuen Regeln, die sofort umgesetzt werden sollen, dürfen die betroffenen Urlauber nun bis zu einem Jahr für denselben Arbeitgeber tätig sein, sofern sie bei der Beseitigung von Brandfolgen helfen. Im Normalfall dürfen arbeitende Touristen nur bis zu sechs Monate auf einer Stelle arbeiten.
Touristen sollen Strassen reparieren
Unter anderem sollen Touristen dabei helfen, Häuser und Farmen wiederaufzubauen, Flächen zu räumen sowie Strassen zu reparieren, hiess es in der Stellungnahme weiter. Die Besucher würden «als Urlauber kommen und als lebenslange Freunde wieder gehen», sagte der zuständige Minister für Notfallmassnahmen, David Littleproud (43).
Bisher nutzten die meisten Touristen die Working-Holiday-Visa, um auf Farmen oder im Hotelwesen zu arbeiten. Nach Angaben des australischen Innenministeriums wurden im Haushaltsjahr 2018/19 mehr als 200'000 der Visa vergeben.
Übrigens: Schweizer Staatsbürger haben keine Chance auf ein Working-Holiday-Visa. Ein letzter, halbherziger Versuch Berns scheiterte im Jahr 2006. Dementsprechend können Schweizerinnen und Schweizer nur mit einem 90 Tage gültigen Touristenvisum nach Australien reisen. (nim/SDA)