Fischer schlagen Alarm: So sterben unsere Fische!
«Axpo muss Beznau herunterfahren!»

Im unteren Aaretal übersteigt die Wassertemperatur die kritische Grenze von 25 Grad. Fischer fordern deshalb die Drosselung des AKW Beznau.
Publiziert: 05.08.2018 um 19:17 Uhr
|
Aktualisiert: 08.10.2018 um 15:19 Uhr
1/4
Das AKW Beznau heizt das Wasser der Aare zusätzlich auf – schon jetzt liegt die Wassertemperatur über der kritischen Grenze von 25 Grad.
Foto: Keystone
Cyrill Pinto

Am Ufer der Aare in Klingnau AG: Bernhard Kaufmann (67) hält sein Thermometer in den Fluss und staunt. «Bereits jetzt am Vormittag zeigt es 25,6 Grad!»

«Dabei werden die Höchstwerte jeweils am Nachmittag erreicht», fügt Kurt Braun (64) besorgt hinzu. Der Präsident der Aargauer Fischer: «Diese Wassertemperaturen sind für Fische wie die Äsche tödlich – für Forellen wird es ab 27 Grad fatal.»

Doch eine Abkühlung ist nicht in Sicht. Die Männer vom Fischereiverband sind alarmiert. Sie fordern dringend eine Drosselung des AKW Beznau. Das riesige Kraftwerk, nur ein paar Kilometer flussaufwärts von hier, heizt das ohnehin zu warme Wasser zusätzlich auf. Experten schätzen den Beitrag des Atomraftwerks auf 1,2 Grad

Spitzenwert am Samstagabend

Tatsächlich: Oberhalb von Beznau ist die Aare zwei Grad kühler und liegt damit noch knapp bei 25 Grad. Bei der Aare abwärts lag die Durchschnittstemperatur zuletzt mit 26,5 deutlich darüber. Am Samstagabend wurden 27,1 Grad erreicht – ein vorläufiger Spitzenwert.

Normalerweise ist die Warmwasserzufuhr aus dem AKW verkraftbar. Jetzt wird sie zu einem Problem, wie Benjamin Leimgruber von der Gewässerschutzorganisation Aqua Viva sagt. Auch er macht sich Sorgen wegen der Wassertemperaturen unterhalb von Beznau.

Bei 25 Grad erreiche das Ökosystem der Oberflächengewässer seine Belastungsgrenze. «Unserer Ansicht nach müsste das Kraftwerk bei diesem Wert stark gedrosselt werden, damit unsere einheimischen Fische eine Überlebenschance haben», so Leimgruber.

Neben dieser kurzfristigen Massnahme sei es langfristig wichtig, dass Fliessgewässer renaturiert werden. Bei dichterem Bewuchs des Ufers heizten sich Gewässer weniger stark auf. Und die Beseitigung von Hindernissen wie Stauwehren gebe den Fischen eine Chance, in kühlere Zonen auszuweichen.

Kraftwerke mit Durchlaufkühlung – wie das AKW Beznau – dürfen Gewässer nicht weiter aufheizen, wenn 25 Grad erreicht sind. So steht es in der Gewässerschutzverordnung, für deren Umsetzung der Kanton Aargau zuständig ist. Wird dieser Grenzwert erreicht, «kann die Behörde Ausnahmen zulassen».

Behörden bleiben passiv

Doch weder das kantonale Umweltdepartement noch die Aufsichtsbehörden des Bundes halten sich im aktuellen Fall für zuständig. Der Kraftwerksbetreiber Axpo teilt auf Anfrage mit, man verfolge die Situation und treffe gegebenenfalls Massnahmen.

Seit Mittwoch habe man den Betrieb am späten Nachmittag jeweils vorübergehend um zehn bis 15 Prozent gedrosselt. «In den übrigen Stunden läuft das Kraftwerk auf Volllast.»

Die Fischer Braun und Kaufmann verstehen die Passivität der Behörden nicht: «Es darf nicht sein, dass die Kraftwerksbetreiber die Aare weiter aufheizen.»

Denn: Die Interessen der Axpo dürfen nicht über die der Umwelt gestellt werden.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?