Schweizer Linienrichter in Roland Garros
Michael Wili ist unser Auge in Paris

Der Berner Michael Wili ist bei Roland Garros mittendrin statt nur dabei. Als Linienrichter hat er die Stars und die Bälle im Visier.
Publiziert: 30.05.2017 um 21:16 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:50 Uhr
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Linienrichter Michael Wili ist auf Platz 6 für die Servicelinie zuständig.
Foto: Sven Thomann|Blicksport
Marc Ribolla (Text) und Sven Thomann (Fotos) aus Paris

Seine Augen blicken konzentriert auf die Linie im roten Sand. Die Sonne brennt brutal vom Pariser Himmel. Trotzdem muss Michael Wili auf Court Nummer 6 in Sekundenbruchteilen entscheiden, ob der Ball beim Aufschlag drin ist. Wenn er seinen Job gut erledigt, nimmt niemand Notiz von ihm.

Auch die Schweizer Fans nicht, obwohl er ein Landsmann ist. Denn Wili ist der erste Schweizer Linienrichter in Roland Garros seit 14 Jahren. Ein Privileg. Nur knapp 80 der 300 Linienrichter sind keine Franzosen. Für den 33-Jährigen aus Diessbach BE geht mit dem Einsatz an seinem ersten Grand-Slam-Turnier ein Traum in Erfüllung. In Paris steht Wili nebst der letzten Quali-Woche auch in der ersten Turnierwoche mit den Stars auf dem Court.

«Ich habe mich über die Website des französischen Tennis­verbandes angemeldet und musste angeben, welche Erfahrung ich als Linienrichter mitbringe. Swiss Tennis musste meine Anmeldung noch bestätigen. Ehrlich gesagt, habe ich nicht damit gerechnet, dass ich bereits im ersten Jahr ausgewählt werde», sagt Wili.

Ganz ohne Vorkenntnisse ergattert man sich keine Grand-Slam-Teilnahme. Wili hat vor sechs Jahren mit der Ausbildung zum Schiedsrichter begonnen. Der Ausgleich neben dem Bürojob als Datenanalyst wurde immer mehr zum grossen Hobby. Allein letztes Jahr hat er 131 Spiele – auch internationale – als Stuhlschiedsrichter geleitet.

«Für Roland Garros beziehe ich aber Ferien»

Zudem amtete Wili an vier Schweizer Turnieren als Linienrichter. Wie bringt er das beruflich unter einen Hut? «Das funktioniert natürlich nur, wenn der Arbeitgeber genug flexibel ist. Dank Flexoffice und einem Pensum von 90 Prozent habe ich die Möglichkeit, jeweils an den Turnieren zu arbeiten. Für Roland Garros beziehe ich aber Ferien, weil ich auch noch etwas von der Stadt sehen möchte», sagt Wili.

Sein grösster Paris-Wunsch wird frühestens ab Dienstag wahr. «Es würde mich mit sehr grosser Ehre erfüllen, wenn ich auf dem Court Philippe Chatrier im Einsatz stehen dürfte. In diesem Stadion wurden historische und unvergessliche Matches gespielt, und zudem muss die Stimmung fantastisch und elektrisierend sein. Sicherlich ein unvergessliches Erlebnis», freut sich der Schweizer. Vielleicht sogar beim ersten Spiel von Stan Wawrinka.

Nach dem Paris-Abenteuer wird Wili schon bald zum nächsten Major-Handkuss kommen. Er hat auch eine Einladung zur Wimbledon-Quali erhalten. Allerdings wirds nicht ganz auf den heiligen Rasen reichen. Die Quali wird in Roehampton ausgetragen.

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