Vor einer Woche wurde Formel-1-Legende Michael Schumacher 50 Jahre alt. Der frühere Ferrari-Star und 7-fache Weltmeister wird seit seinem Ski-Unfall in Méribel im Dezember 2013 zuhause bei seiner Familie in Gland VD gepflegt.
Seit 1999 steht ihm Sabine Kehm zur Seite. Die Journalistin fungierte erst als seine Mediensprecherin, wurde später zu seiner Managerin und weiss, wie Schumi tickt. In einem 40-minütigen Gespräch mit «f1.com» erzählt die Deutsche nun ausführlich über ihren Schützling.
So sei Schumi etwa im Unterschied zur Öffentlichkeit im Privaten völlig anders gewesen. Kehm: «Ich fand diesen Unterschied extrem. Er war wie zwei verschiedene Persönlichkeiten. Natürlich wollte er das so. Er wollte eine öffentliche Person als Rennfahrer sein. Er hatte aber auch ein sehr starkes Gefühl für Privatsphäre, die er brauchte, um seine Batterien aufzuladen. Diese zwei Leben trennte er sehr konsequent.»
«Zuhause war die Formel 1 weit weg»
So methodisch er in der Arbeit vorging, so völlig anders sei er privat gewesen. «Er war wirklich eine völlig andere Person privat. Immer locker, überhaupt nicht methodisch. Er genoss sein Leben, liebte es, Spass zu haben, mit seinen Freunden etwas zu unternehmen», erzählt Kehm.
Wenn er von den Rennen nach Hause kam, konnte er abschalten. Kehm: «Michael hatte immer seine Familie. Corinna und er, sie waren so ein perfektes Paar. Und sie sind immer noch ein perfektes Paar, wenn sie mich fragen. Wenn er heimkam, war die Formel 1 weit weg – und das brauchte er. Seine Familie war schon immer seine Aufladestation.»
Doch in Sachen Ehrgeiz machte Schumi auch vor seiner Familie nicht Halt, etwa beim Tennis. Kehm: «Er war ganz klar eine sehr ehrgeizige Person.» Und weil seine Frau Corinna so viele Pferde hielt, freundete sich auch Schumi mit den Tieren an. «Michael war nicht ein grosser Pferdefreund. Aber weil er und Corinna sich so nahe standen, teilte er die Leidenschaft mit ihr.»
«Jeder erhielt Geschenke von ihm»
Kehm weiter: «Nach seinem Rücktritt sagte er, ‹weil Corinna sich so sehr in den Dienst meiner Leidenschaft stellte, will ich ihr das zurückgeben und ihr meine Zeit widmen.› Und das machte er auch.»
Als Rennfahrer aber sei er trotzdem auch eine «warme Person» gewesen, so Kehm. «Er wollte das aber nicht an die Öffentlichkeit tragen, weil er dachte, das würde seiner Wettbewerbsfähigkeit schaden.»
In der Garage aber sei er sehr persönlich mit dem ganzen Personal umgegangen. «Er wollte von jedem den Geburtstag wissen. Und jeder erhielt Weihnachts-Wünsche und Geschenke von ihm. Er dachte auch immer weit im Voraus darüber nach, was er wem schenken könnte. Das war ihm wirklich sehr wichtig. Er wusste, dass er sehr fordernd war und wollte deshalb etwas zurückgeben.» (wst)