Eawag-Chefin Janet Hering widerspricht Bundesrat Parmelin
ETH-Forscherin lässt sich nicht mundtot machen

Hat Guy Parmelin den Wasserforschern der ETH einen Maulkorb verpasst? Der Landwirtschaftsminister dementiert die Recherche von BLICK. Doch Eawag-Direktorin Janet Hering hält an ihren Aussagen fest.
Publiziert: 12.11.2019 um 23:19 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2019 um 15:28 Uhr
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Dieses Faktenblatt war Parmelin ein Dorn im Auge.
Lea Hartmann und Pascal Tischhauser

Was im Dokument steht, ist höchst brisant: Bundesrat Guy Parmelin (60) habe «explizit seine Haltung zum Ausdruck gebracht, dass Angestellte der Eidgenossenschaft (inklusive aller Angestellten im ETH-Bereich) vom Bundesrat getroffene Entscheide nicht öffentlich kritisieren sollen», hält Janet Hering (61), Direktorin des ETH-Wasserforschungsinstituts Eawag, in einem internen Memo fest.

Parmelin dementierte

Das Papier fasst ein Gespräch vom 10. Oktober zwischen der Eawag, der ETH-Spitze und dem Bundesrat zusammen. Parmelin hat dem Institut bei diesem Treffen politische Einflussnahme vorgeworfen. Das, weil die Forscher es wagten, die bundesrätliche Pestizid-Politik zu kritisieren. BLICK machte die Maulkorb-Affäre am Montag publik.

Parmelin bestreitet die Aussagen vehement. «Ich habe weder interveniert noch irgendeinen Maulkorb verpasst oder Druck ausgeübt», sagte er gestern im BLICK-Interview. Er wirft der renommierten Forscherin damit indirekt vor, bewusst Falschinformationen verbreitet oder ihn komplett missverstanden zu haben, weil er hauptsächlich Französisch gesprochen habe.

Eawag-Chefin hält an Aussagen fest

Das lässt Hering nicht auf sich sitzen. Gegenüber BLICK meldet sich die Chemikerin (seit über zehn Jahren an der Spitze der Eawag) erstmals nach Bekanntwerden der Vorgänge selbst zu Wort. Sie hält an ihren Aussagen fest.

«Ich habe mir alle Mühe gegeben, mein Verständnis der Diskussion exakt wiederzugeben», teilt sie mit. Die gebürtige Amerikanerin räumt ein, dass ihre Französischkenntnisse nicht sehr gut seien. Allerdings ist es wenig plausibel, dass Hering eine zweiseitige Zusammenfassung eines Gesprächs schreiben kann, ohne diesem folgen zu können.

Was weiss die ETH-Präsidentin?

Kommt hinzu: Das Memo ging, bevor es intern versandt wurde, an ETH-Interimspräsidentin Beth Krasna (66). Sie bestätigt, es erhalten und kommentiert zu haben. Was sie genau angemerkt hat, will sie nicht sagen. Über die Medienstelle lässt sie ausrichten, das Gespräch anders wahrgenommen zu haben als Hering. Am Telefon will sie sich nicht weiter dazu äussern.

Hering indes sagt, sie habe Krasna gebeten, die erste Version des Memos zu prüfen. Das habe diese getan. «Sie erhielt auch die überarbeitete Version. Da sie nicht intervenierte, ging ich davon aus, dass sie keine weiteren Bedenken hat zum Inhalt des überarbeiteten Dokuments.»

«Konnten uns immer auf Eawag verlassen»

Während die ETH Hering nicht den Rücken stärkt, bekommt sie Support von anderer Seite. Kurt Seiler (56), Kantonschemiker in Schaffhausen und den beiden Appenzell, verteidigt die Arbeit der Wasserforscher mit Nachdruck. «Auf die Erkenntnisse und die Aussagen der Eawag konnten wir uns bislang immer verlassen.»

Er nennt als Beispiel die Chlorothalonil-Problematik. Das Fungizid galt lange als unbedenklich, wird inzwischen aber als potenziell krebserregend eingestuft. Die Eawag hat es in teilweise bedenklich hoher Konzentration in Gewässerproben nachgewiesen. Seiler: «Ohne die ETH-Forscher würden wir noch immer im Dunkeln tappen.»

Um Transparenz zu schaffen, veröffentlicht BLICK das interne Memo der Eawag. Sie können das PDF hier lesen (auf Englisch). Hier finden Sie zudem das Faktenblatt, an dem sich Bundesrat Parmelin störte.

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