Es ist der teuerste Witz der Welt, und er geht so: 2013 wollen sich der Programmierer Billy Markus und sein Kollege Jackson Palmer über die Kryptowährung Bitcoin lustig machen. Nach einem Feierabendbier kauft Palmer die Webadresse dogecoin.com, Markus programmiert einen Coin. Das Logo ist ein Hund der japanischen Rasse Shiba, im Web bekannt als Comicfigur.
Zur Überraschung der beiden stecken Investoren echtes Geld in den Hundecoin. Anfang des Jahres ist er rund zwei Milliarden Franken wert (siehe Tabelle), heute mit 400 Millionen Franken noch immer eine der höchstbewerteten Kryptowährungen der Welt. Dabei wird sie nur von wenigen Internetshops akzeptiert.
902 neue Währungen im Jahr 2017
Das Beispiel zeigt, welche Blüten virtuelle Währungen (auch Tokens genannt) treiben, von denen der Bitcoin nur die bekannteste ist: 902 neue Tokens wurden 2017 weltweit lanciert. 531 sind heute praktisch wertlos, ihre Investoren verloren 233 Millionen Dollar.
Etwa mit der Firma Miroskii, die vorgab, die erste dezentralisierte Kryptobank der Welt zu sein. Zum Team gehörte ein gewisser Kevin Belanger, laut Firmenporträt ein erfahrener Grafikdesigner. Seltsam nur, dass sein Foto den Filmbeau Ryan Gosling zeigte. 389 Investoren kauften Miroskii-Tokens – für exakt 833'999 US-Dollar.
Wissenschaftler am Boston College haben 4003 Tokens analysiert, in die zwölf Milliarden Dollar investiert worden waren. Ergebnis: Sehr viele Tokens waren bald wertlos, andere enorm erfolgreich. Im Durchschnitt verdienten Investoren in den ersten 16 Tagen nach der Neuemission 82 Prozent.
Schweiz ist zentraler Handelsplatz
Einige der grössten Neulancierungen, ICO (Initial Coin Offering) genannt, kamen aus der Schweiz, der in diesem Sektor neben Singapur und Hongkong zentrale Bedeutung zukommt. Etwa jene der Handelsplattform Bancor, die kostengünstigen schnellen Börsenhandel anbietet. Auch Tokens selbst haben hier Hochkonjunktur: 2017 waren es schätzungsweise 70 mit etwa einer Milliarde Franken Volumen. 2018 werden 120 neue Schweizer Tokens erwartet. Volumen: bis zu 1,5 Milliarden.
Das Projekt Alethena will Investoren in diesem Dschungel dabei behilflich sein, den Schrott von den Kursraketen zu unterscheiden. Verwaltungsratspräsident Markus Hartmann (30), der in Zürich einen Master in Banking machte, hat jahrelang selbst mit Kryptowährungen gearbeitet: «Die neue Technologie wird die Investitionswelt entscheidend verändern.» Auch Alethena finanziert sich zum Teil per Tokens. Über eine halbe Million Franken bekam der Mitgründer zusammen.
Potenzial für Neulancierungen
Hartmann sieht in der Schweiz durchaus Token-Neulancierungen mit Potenzial, im Bereich Logistik etwa die Zürcher Firma Modum. Das Jungunternehmen hat seinen Sitz im Zürcher Technopark. Verwaltungsrat Marc Degen (40) präsentiert den von Modum entwickelten Sensor, der sowohl Temperatur als auch negative Beschleunigung messen kann – also einen abrupten Stopp, wie ihn auch der Airbag-Sensor im Auto misst. Die Daten, die auf einer sogenannten Blockchain gespeichert werden, sind höchst vertrauenswürdig, denn diese können gemäss Degen nicht manipuliert werden. Das gelte auch für die Daten, die der Sensor von Modum liefere. Verwendet wird er beim Versand von sensiblen Paketen. «Wir haben bereits einen Kooperationsvertrag mit der Schweizer Post», sagt Degen, und Kontakte zu Pharmaunternehmen.
Allerdings sind nicht alle Marktteilnehmer über jeden Zweifel erhaben. Einer will zum Beispiel Bunny-Tokens ausgeben – eine Kryptowährung, mit der sich die Zahlungen für Internet-Pornografie anonymisieren lassen. Das Unternehmen wirbt damit, dass in dieser Industrie pro Jahr 103 Milliarden Dollar umgesetzt werden. Wenn künftig in Bunny-Tokens bezahlt würde, ist das lukrativ – zumindest für denjenigen, der die Häschen-Tokens auf den Markt bringt.
Kryptowährung: Digitale Währung, die auf Basis von mathematischen Prinzipien in einem dezentralen Register, der Blockchain, gespeichert wird. Dezentral bedeutet vereinfacht gesagt, dass das Register gleichzeitig auf den Computern von allen beteiligten Benutzern der Kryptowährung gespeichert wird.
Blockchain: Das Wirtschaftsmagazin «Economist» nannte die Blockchain eine Vertrauensmaschine. Aufgrund der dezentralen Speicherung kann sie kaum manipuliert werden. Erschwert wird dies auch dadurch, dass die Blockchain wegen kryptologischen Methoden nur vorwärts gerechnet werden kann, nicht aber rückwärts.
Token: Spezielle Art von Blockchain, die keine Währung (Coin) sein muss. Sondern eher vergleichbar ist mit einer Aktie.
ICO: Initial Coin Offering, ähnlich wie ein Börsengang (Initial Public Offering, IPO), wobei Unternehmen ihre Aktien über eine Börse an Investoren verkaufen. Beim ICO werden keine Aktien, sondern eben Tokens an Investoren verkauft. Zudem läuft die Transaktion ohne Börse und Investmentbanken vereinfacht ab – allerdings auch mit weniger Vorschriften und Kontrollen.
Kryptowährung: Digitale Währung, die auf Basis von mathematischen Prinzipien in einem dezentralen Register, der Blockchain, gespeichert wird. Dezentral bedeutet vereinfacht gesagt, dass das Register gleichzeitig auf den Computern von allen beteiligten Benutzern der Kryptowährung gespeichert wird.
Blockchain: Das Wirtschaftsmagazin «Economist» nannte die Blockchain eine Vertrauensmaschine. Aufgrund der dezentralen Speicherung kann sie kaum manipuliert werden. Erschwert wird dies auch dadurch, dass die Blockchain wegen kryptologischen Methoden nur vorwärts gerechnet werden kann, nicht aber rückwärts.
Token: Spezielle Art von Blockchain, die keine Währung (Coin) sein muss. Sondern eher vergleichbar ist mit einer Aktie.
ICO: Initial Coin Offering, ähnlich wie ein Börsengang (Initial Public Offering, IPO), wobei Unternehmen ihre Aktien über eine Börse an Investoren verkaufen. Beim ICO werden keine Aktien, sondern eben Tokens an Investoren verkauft. Zudem läuft die Transaktion ohne Börse und Investmentbanken vereinfacht ab – allerdings auch mit weniger Vorschriften und Kontrollen.